"Zukunft in die Gegenwart holen": Wer in OÖ welchen Verkehr will

Der VCÖ - Verein Mobilität mit Zukunft - gemeinsam mit FPÖ-Verkehrslandesrat Günther Steinkellner auf einem Podium. Das kommt nicht alle Tage vor.
Denn während der Mobilitätsverein alles daran setzt, auf andere Mobilitätsmöglichkeiten als das Auto zu setzen, stellt Steinkellner klar: "Verkehr bringt Wohlstand." Und deshalb setzt er stark auf den (Weiter-)Bau von Straßen.
Wobei Steinkellner beim gemeinsamen Termin das Verbindende in den Vordergrund rückt. Und mit dem Beispiel Bau der Westringautobahn untermauert: "Wenn wir die neue Brücke nicht hätten, könnten wir jetzt nicht zwei Fahrspuren auf der Nibelungenbrücke für die Radfahrer zur Verfügung stellen."

Christian Gratzer vom VCÖ betont hingegen, dass anstelle von neuen Straßen die "bestehende Infrastruktur besser genutzt" werden sollte. Und verweist in Zeiten knapper Budgets darauf, dass auf Länder und Gemeinden in Sachen Straßenbau aufgrund des Sanierungsbedarfs hohe Kosten zukommen werden.
"Der Verkehr wird kommen"
In Sachen Westringautobahn verweist Steinkellner auch auf den Straßenbau in Tschechien: "Der Verkehr wird kommen." Ohne die neue Straße würde sich alles beim Bindermichl konzentrieren: "Da würden wir alle darunter leiden."
Und verweist auf ein anderes Thema, die Summerauerbahn: "Mich ärgert, dass diese nicht im Ausbauplan enthalten ist. " Dabei werde es gerade als Verbindung zwischen Linz und Graz dort eine neue Trasse brauchen, ist Steinkellner überzeugt.
Warum VCÖ, ÖBB und Land Oberösterreich gemeinsam auftreten, ist der Start des VCÖ-Mobilitätspreises. Im Vorjahr kam der bundesweite Sieger aus Oberösterreich.
Trends: Autonomes Fahren und Car-Sharing
Gesucht werden innovative Mobilitätslösungen, "ein Stück Zukunft für die Gegenwart", sagt Gratzer, Projekte, die aktuelle Situation verbessern. Er verweist etwa auf betriebliches Mobilitätsmanagement oder auf Trends wie Car-Sharing und selbstfahrende Fahrzeuge. Denn diese wären gerade für die berühmte "letzte Meile", die sich in allen Verkehrsstatistiken als sehr teuer niederschlägt, wichtig.
Der VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich wird vom VCÖ in Kooperation mit dem Land Oberösterreich und den ÖBB durchgeführt und auch vom Verkehrsverbund Oberösterreich unterstützt.
Einreichfrist ist der 28. Mai 2025, Einreichunterlagen und Informationen zum VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich gibt es unter www.vcoe.at und beim VCÖ unter (01) 893 26 97.
Die Einreichungen zum VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich werden von einer Fachjury bewertet. Im September werden die am besten bewerteten Projekte von VCÖ, Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner und den ÖBB ausgezeichnet.
Steinkellner hofft auf rasche Genehmigung für selbstständiges Fahren, bei dem etwa fünf Fahrzeuge von einem "Operator" aus zentral gesteuert werden dürfen - was in anderen Ländern längst Realität sei. Und er setzt auf eine Vernetzung verschiedener Sharing-Angebote - etwa, dass lokale Car-Sharing-Angebote untereinander vernetzt und etwa mit dem ÖBB-Projekt "Rail & Drive" kompatibel werden.
So sind die Oberösterreicher mobil
Bei der Gelegenheit präsentierte der VCÖ auch eine Zusammenschau des Mobilitätsverhaltens der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher.
Die Bevölkerung von Wels, Rohrbach, Perg und Wels-Land legt neun Prozent ihrer Wege mit dem Öffentlichen Verkehr zurück, Oberösterreichs Öffi-Spitzenreiter ist Linz mit einem Anteil von 21 Prozent an den Alltagswegen.
Größere Unterschiede gibt es bei der aktiven Mobilität, also den zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegten Wegen. Dieser Anteil ist in den Städten höher, beträgt in Steyr 28 Prozent, in Wels 29 Prozent und in Linz 37 Prozent.
Bei den Bezirken ist der Anteil der aktiven Mobilität im Bezirk Gmunden mit 23 Prozent am höchsten und mit jeweils 17 Prozent in den Bezirken Eferding, Grieskirchen und Wels-Land am niedrigsten.
Ried: Höchster Autoanteil
Beim Autofahren ist der Unterschied außerhalb von Linz geringer als erwartet. In Wels und Steyr werden 62 Prozent beziehungsweise 63 Prozent der Alltagswege mit dem Auto gefahren, nur geringfügig weniger als in den Bezirken Rohrbach und Freistadt mit 68 Prozent. Am höchsten ist der Autoanteil im Bezirk Ried mit 74 Prozent, in Linz ist der Autoanteil mit 42 Prozent am niedrigsten.
Was Gratzer noch auffällt: Auch in den Regionen gibt es viele kurze Alltagswege. So sind im Bezirk Gmunden 52 Prozent der Alltagswege kürzer als fünf Kilometer, im Bezirk Ried sind es 49 Prozent.
Selbst im Bezirk mit dem niedrigsten Anteil an kurzen Wegen, im Bezirk Eferding, sind 42 Prozent der Alltagswege kürzer als fünf Kilometer. Damit gibt es im Bezirk Eferding doppelt so viele kurze Alltagswege wie längere ab 20 Kilometer. "Das unterstreicht das große Potenzial für mehr Radverkehr in Oberösterreich", erläutert Gratzer.
Kaum unterscheidet sich die Zeit, die an Werktagen für Mobilität aufgewendet wird. Im Schnitt sind die mobilen Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher 86 Minuten pro Werktag unterwegs, in Linz sind es 85 Minuten, genauso wie in den Bezirken Grieskirchen, Perg und Vöcklabruck.
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