Wundenlecken und Euphorie
Nach den massiven Stimmverlusten bei der Landtags- und Gemeinderatswahl war am Montag in der SPÖ Linz vor allem Wundenlecken angesagt.
"Es gibt keinen Grund, etwas schön zu reden – wir haben in beiden Fällen schmerzhafte Niederlagen erlitten", zeigte sich Bezirksparteigeschäftsführer Jakob Huber selbstkritisch. Warum die SPÖ am Sonntag nicht an die Wahlergebnisse von 2009 herankam, dafür habe er noch keine Erklärung: "Das Flüchtlingsthema dürfte eine Rolle gespielt haben – doch ich denke, dass das nicht der einzige Grund gewesen ist."
Bei der Gemeinderatswahl büßten die Linzer Roten am Sonntag gegenüber 2009 neun Prozent der Stimmen ein und kamen nur auf 32 Prozent. Bei der Landtagswahl machten lediglich 23,9 Prozent der Linzer Wähler ihr Kreuzerl bei der SPÖ (– 8,8 %).
"Wir werden die Gründe analysieren und im Anschluss eine ehrliche, offene Diskussion führen", verspricht Huber. Besonderer Wermutstropfen sei, dass Genosse Stefan Giegler seinen Sitz im Stadtrat verlor.
Stichwahl-Duell
Deutlich erfreulicher fiel für die SPÖ aber die Bürgermeister-Direktwahl aus. Klaus Luger erhielt 43,8 Prozent der Stimmen. Er wird sich am 11. Oktober einer Stichwahl mit Bernhard Baier (ÖVP) stellen, der 21,1 Prozent bekommen hat. Huber: "Eine so hohe Zustimmung ist nicht selbstverständlich – bedenkt man, dass sieben Personen zur Wahl gestanden sind."
Der Stichwahl gelte in den kommenden zwei Wochen die gesamte Aufmerksamkeit. "Wir nehmen das extrem ernst und versuchen alles, damit Luger einen deutlichen Arbeitsauftrag der Wähler erhält." Erfreut ist die SPÖ auch über den Ausgang der Brücken-Abstimmung. 68 Prozent stimmten für den Abriss der alten Eisenbahnbrücke und einen Ersatzbau: "Das haben wir umdrehen können, vor eineinhalb Jahren war die Stimmung noch andersrum."
Siegreiche FPÖ
Als große Gewinner der Wahlen in Linz sehen sich die Freiheitlichen, die 26,4 Prozent (plus 11,6 %) erreichten. "Wir haben die rot-grüne Mehrheit gebrochen und einen zweiten Sitz im Stadtsenat bekommen", betont FPÖ-Obmann Detlef Wimmer. Bereits am Montag habe er mit den anderen Parteien informelle Gespräche geführt. Ab heute, Dienstag, will er mit konkreten Sondierungen beginnen.
"Es geht darum, die Gemeinsamkeiten abzuklären und Koalitionsgespräche vorzubereiten." Sowohl Rot-Blau als auch Blau-Schwarz-Pink seien denkbare Optionen. Wimmer: "Ich habe keine Präferenz, wichtig ist nur, was inhaltlich umgesetzt wird." Eines stehe jedoch fest: "Ein Rosinenpicken, wie es die SPÖ mit wechselnden Mehrheiten bisher betreiben wollte, wird es nicht mehr geben." Dass er bei der Bürgermeisterwahl Dritter (17,3 %) wurde, wertet er nicht als Misserfolg: "Ich bin noch nicht lange in der Politik und muss mir die Lorbeeren erst verdienen."
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