Wo der Osterhase die Eier färbt

Wo der Osterhase die Eier färbt
15 Millionen Eier werden bei „InnviertlerLandei“ im Schichtbetrieb gefärbt – mit Beschriftung, falls gewünscht.

Jedes Jahr vor Ostern  versieht Nina Poringer Kartons voller bunter Eier mit der Anschrift „An den Osterhasen" und stellt sie vor die Türe. Für die Achtjährige aus Tumeltsham bei Ried steht fest: Ihre Familie ist der Eierlieferant des Osterhasen. Schließlich werden  bei  „InnviertlerLandei"   vor Ostern 15 Millionen Eier in  allen Regenbogenfarben bemalt.
„Ja, unsere Kinder glauben  an den Osterhasen und wir produzieren schon seit 40 Jahren seine Eier", scherzt Alexandra Poringer. Derzeit arbeiten 60 Mitarbeiter im Schichtbetrieb, damit vor Ostern alle Eier ausgeliefert sind. „Mit der Vorbereitung fangen wir  schon im Herbst an. Da werden mit Bauern aus verschiedenen Bundesländern Preisverhandlungen geführt, die Mengen geplant, neue Produkte entwickelt", erklärt Poringer.

Und kaum sind Weihnachtskrippe und Christbaum verräumt, starten die Helfer des Osterhasen mit der Produktion – „denn ab Jänner findet man erste Ostereier im Supermarkt".
Nicht jedes Ei darf ein Osterei werden. „Der Aufnahmetest ist hart", bestätigt Poringer. Gewichtsklasse M, Güteklasse A und abgelegt von freilaufenden Junghennen, die nicht älter als sechs Monate sind: „Das garantiert eine dicke, glatte Schale und dass die Eier von gleicher Qualität sind."

Kontrolle

Wo der Osterhase die Eier färbt

Bevor die drei Wochen abgelagerten Eier  zur Färbestraße dürfen, müssen sie durch eine Art „Zugangskontrolle für Eier". Erst wenn Risse-Detektor, Schmutz-Detektor, Blut-Detektor und UV-Desinfektion überstanden sind, werden sie zum Färben gebracht.
40 Minuten dauert dann die Verwandlung in ein schmuckes Osterei. Gestartet wird mit 18 Minuten Dampf- und Wasserbad: „Wir erhitzen die Eier schonend, damit die Schale nicht so leicht kaputtgeht. Die Salzburger und Tiroler wollen einen wachsweichen Kern. Die Kärntner  bevorzugen  harte Eier", sagt Poringer. Danach kommt die Farbe aufs heiße Ei. Das Outfit bestimmt der Auftraggeber:  Perlmuttglanz, Ringleier, gesprenkelt oder Regenbogenfarben. „Kinder mögen es  kunterbunt, ansonsten ist der Favorit das rote Ei. Weiße Schale wird  als Untergrund bevorzugt."

Tampondruck

Stolz ist man beim „InnviertlerLandei" auf eine Maschine, die Vater Poringer vor 20 Jahren entwickelt hat. „Mittels  Tampondruck können wir jedes Logo mit bis zu fünf Farben auf die Eier drucken. Wir sind damit die Einzigen in Österreich", betont Poringer. Die ersten Eier, die mit der Maschine bedruckt wurden, waren die Werbeeier für Thomas Klestils Wahlkampf.
Begonnen mit der Ostereier-Produktion hat Großvater Poringer. „Er hat vor 40 Jahren die erste Maschine in der Garage gebaut. Seitdem nimmt die Ostereier-Produktion stetig zu, weil immer weniger Leute selbst färben und auch schon weit vor Ostern Eier essen." Über 60 Millionen Eier werden von  den Österreichern zu Ostern verputzt.
Zeit zum Selber-Färben haben die Poringers  nicht. „Unsere Mutter hat das einmal mit uns gemacht. Aber dann haben wir Kinder gesagt: Die Ostereier vom Papa aus der Fabrik sind besser. Dann war mit dem Selber-Färben Schluss",  sagt Poringer.

Ei-Überschuss zur Fastenzeit

Im Christentum wurde das Ei zum Symbol für die Auferstehung und neues Leben. Im Volksmund gibt es dazu Sprüche wie:  „Wie der  Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus das Grab zerbrochen.“ Belegt ist, dass sich bereits armenische Christen im ersten Jahrhundert nach Christus mit Eier beschenkten.

Von Armenien kam die Tradition über Russland, Griechenland und den Mittelmeerraum schließlich nach Europa. Ostereier in ihrer heutigen, bemalten  Form tauchten ab dem 13. Jahrhundert im deutschen Sprachraum auf. Die traditionelle Farbe war Rot und stand für das Blut Christi und das Leben.

Gefördert wurde der Brauch des Ostereis durch verschiedene Umstände. Während der Fastenzeit durften nicht nur Fleisch, sondern auch keine Eier gegessen werden, wodurch es zu einem Eierüberschuss kam. Die Eier wurden gekocht, um sie länger haltbar zu machen. Zu Ostern ließ man sie in den Kirchen weihen und verteilte sie  als Geschenk. Als „Zinsei oder Eierspende“ bezeichnet man außerdem die Steuerabgabe der Bauern an den Grundherrn, die am Gründonnerstag in Form von Eiern gezahlt wurde.

Der Brauch, die Eier für Kinder zu verstecken, wurde erstmals 1691 erwähnt. Je nach Gegend wurde Kindern erzählt, dass die Eier vom Hahn, Kuckuck, vom Storch oder  vom Hasen stammen. Manchmal sollen auch die Glocken  bei ihrer Rückreise aus Rom die Eier mitgebracht haben.  Als überregionaler Eierbringer hat sich dann doch der Hase durchgesetzt.

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