Pulsierende Industrie, hohe Arbeitslosigkeit

Pulsierende Industrie, hohe Arbeitslosigkeit
Steyr hat die höchsten Lohnniveaus, doch wer nicht ausgebildet ist, bleibt oftmals auf der Strecke.

BMW, MAN, SKF, Steyr Motors, Magna Steyr, ZF – die Liste hochtechnologischer Industriebetriebe, die sich am Standort Steyr niedergelassen haben, ist lang. An der Anziehungskraft der Wirtschaftsregion, die sich einst mit Josef Werndl und Steyr Daimler Puch entwickelt hat, scheint sich auch bisweilen nichts zu ändern.

"Es sind die vielen Betriebe und Lieferanten im Umfeld, die eine rasche Zusatzkapazität ergeben, zusätzliche Kompetenzen, die uns rasch, kostengünstig und unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden", sagt Rudolf Mandorfer, Chef vom 170 Mitarbeiter starken Spezialmotorenbauer Steyr Motors. In zwei Wochen startet bei Steyr Motors der großen Werksausbau . Es soll, wie bereits vom chinesischen Eigentümer im KURIER angekündigt, bis Anfang 2015 die Produktion verdoppelt werden. Der Standort wird dabei zum weltweiten Entwicklungszentrum für Dieselmotoren ausgebaut. Ein Haupteinsatzgebiet ist dabei China, das mit 14 Millionen Dieselmotoren jährlich den weltgrößten Bedarf hat.

12.000 in der Industrie

Auch BMW will seine Dieselentwicklung in Steyr ausbauen. Auf einem 5000--Grundstück, das man von den ÖBB gekauft hat, werden neue Abgasprüfstände errichtet. "Rund 200 Millionen Euro werden heuer investiert", sagt BMW-Steyr-Chef Gerhard Wölfel. In Summe sind rund 7000 Menschen in Steyr direkt in der Industrie beschäftigt, dazu kommen noch etwa 5000 Mitarbeiter im vor- und nachgelagerten Bereich. Dabei verdienen qualifizierte Arbeitskräfte fast nirgendwo in Österreich mehr als in der Eisenstadt.

Genügend Fachkräfte

Einen großen Mangel an Fachkräften ortet Gunter Mayrhofer, Obmann der Wirtschaftskammer Steyr, nicht. "Derzeit stimmt die Nachfrage etwa mit dem Angebot überein", so Mayerhofer. Die Industrie würde sich bereits sehr viele Lehrlinge selber ausbilden. Dieser Meinung ist auch Karl-Heinz Rauscher, Vorstand des deutschen Nutzfahrzeugherstellers MAN Truck & Bus Österreich, der im Werk in Steyr rund 2500 Mitarbeiter beschäftigt. "Erstens bilden wir unsere Fachkräfte in unserem hauseigenen Ausbildungszentrum aus, zweitens haben wir eine sehr gute Vernetzung mit Universitäten und Fachhochschulen im lokalen Umfeld", sagt Rauscher.

Fehlende KMUs

Bei aller Dynamik schlägt sich Steyr jedoch seit Langem mit der mit Abstand höchsten Arbeitslosenrate in Oberösterreich herum. "Wir hatten im Mai eine Arbeitslosenrate von 7,3 Prozent, oberösterreichweit war sie nur 4,9 Prozent", erläutert Sylvia Schörkhuber vom AMS Steyr. Man hätte viel Industrie, dafür aber einen zu schwach ausgeprägten Bereich von kleinen und mittleren Betrieben. "Was uns ein wenig abgeht, sind Arbeiten für nicht so gut qualifizierte Mitarbeiter", meint Mayrhofer. Unternehmen, die günstigere Mitarbeiter suchen, siedeln sich hier nicht an. Mit ein Grund, warum man seit Längerem voll auf Qualifizierung setzt. "Wir haben gemeinsam mit dem Land Metallzentren eingerichtet, wo Menschen eine Ausbildung in den verschiedensten Bereichen wie Schweißen, CNC und dergleichen erhalten", sagt Schörkhuber. Auch das WIFI und Bfi warten mit eigenen Produktionsschulen auf. Darüber hinaus hätten die Verantwortlichen in Steyr erkannt, dass man in Wirtschaftssegmenten nicht zu einseitig werden darf. "Derzeit versuchen wir beispielsweise den Gesundheitsbereich zu forcieren. Aktuell arbeiten darin schon 4000 Menschen, viele davon sind Frauen", erklärt Mayrhofer. Dabei stehen nicht nur Krankenanstalten, sondern auch Bereiche wie Kosmetik oder Wohlfühlzentren im Fokus.

Auch den lange vernachlässigten Tourismus habe man wieder für sich entdeckt. "Wir nutzen jetzt die Nähe zum Nationalpark und bauen hier auf eine Ausweitung der Nächtigungen." Verstärkt unter die Arme greifen will die Wirtschaftskammer auch den rund 200 IT-Unternehmen in der Region, die mittlerweile rund 2200 Menschen Beschäftigung bieten –Tendenz steigend.

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