Winter. Wunder. Wald.

Lichte, winterliche Baumbestände wirken sich besonders positiv auf den Parasympathikus, den Nerv der Ruhe, aus.
Turbo für das Immunsystem, Ruhe für Körper und Geist. Der Wald ist ein Alleskönner.

Tief einatmen – und die Lungenflügel füllen sich bis obenhin mit frischer Waldluft. Dazu gibt’s jederzeit und kostenlos Vogelstimmen, das Knarzen des Waldbodens, das Knacken der Bäume, erholsame Stille, vielfältige Gerüche und eine Frischzellenkur für Körper und Geist.

"Der Wald wirkt auf verschiedene Weisen auf uns ein", erklärt Biologe und Buchautor Clemens G. Avray. In seinem aktuellen Buch "Der Biophilia-Effekt. Heilung aus dem Wald" beschreibt er detailliert, was Wald alles kann. Zum Beispiel unser Immunsystem und die so genannten natürlichen Killer-Zellen, die Viren im Körper erkennen und töten können, aktivieren. "Es gibt Studien, die belegen, dass Terpene, die von den Bäumen abgegeben werden, sogar Tumore verkleinern können." Im Winter ist die Aktivität der Bäume stark herabgesetzt, deswegen empfiehlt Arvay, besonders nah an die Borke zu gehen, um möglichst viele der Stoffe über die Atmung aufzunehmen. "Wer mag, kann einen Baum umarmen, das ist im Winter besonders ratsam", lacht der Biologe. Außerdem werden die drei wichtigsten Anti-Krebsstoffe im Körper wachgerüttelt. Ein Aufenthalt im Wald wirkt also präventiv und therapeutisch zugleich.

"Nerv der Ruhe" aktivieren

Ein weiterer entscheidender Bonus bei einem Spaziergang durch Winterwald: Der Parasympathikus, der "Nerv der Ruhe", wird im Wald angeregt. "Und das ist so entscheidend: Im stressigen Alltag aktivieren wir permanent unseren Sympathikus, überfluten ihn mit Reizen, das wirkt sich negativ auf unsere Körperfunktionen aus", weiß Arvay.

Das bestätigt auch Mediziner Johannes Neuhofer. Der Dermatologe mit Praxis in Linz und Buchautor ("Der Johannesweg") ist von den Heilkräften der Natur überzeugt: "Wer draußen ist, sich bewegt, die sauerstoffreiche Luft einatmet, tut sich selbst wirklich etwas Gutes. Überhaupt: Wer es schafft, sein Gespür für sich selbst und das, was einem gut tut, zu steigern, lebt besser und auch länger." Er sei auch der Meinung, dass sich eher Menschen vor Krankheiten schützen können, die auf ihre Gesundheit und Balance achten würden: "Auf einem gesunden Boden wächst Unkraut nicht so leicht", sagt Neuhofer.

Zwei Tage Wald pro Monat

Zurück in den Wald: "Es ist erwiesen, dass sich lichte Baumbestände, die wir ja speziell im Winter haben, besonders positiv auf den Parasympathikus auswirken", so Clemens Arvay. Dafür würden schon einzelne Eindrücke und Minuten im Wald reichen, meint der Biologe. Um das Immunsystem nachhaltig in Schuss zu bringen, seien aber zwei volle Tage pro Monat im Wald sinnvoll, "also zwei Mal an den Wochenenden einen Ausflug in den Wald einplanen." Derzeit schreibt Arvay an seinem neuen Buch "Der Heilungscode der Natur. Die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken", das im April erscheint. Er selbst sei beinahe täglich im Wald unterwegs, vor allem mit dem Mountainbike, "das sind ganz intensive Naturerlebnisse."

Jeder hat wohl seinen ganz persönlichen Lieblingswald in näherer oder fernerer Umgebung. Dort, wo man schon alle Wege kennt, merkt, wenn ein Baum vom Sturm geknickt wurde. Dort, wo man zur Ruhe kommen und Kraft tanken kann.

Soll es aber mal ein besonderer Ausflug sein, hat Oberösterreich zwei Asse im Ärmel. Die Top-Destination ist natürlich der Baumkronenweg in Kopfing: Die Saison startet dieses Jahr am 19. März, ab dann geht es wieder hoch hinaus: Über eine Länge von mehr als 1000 Metern schwingt sich eine beeindruckende Konstruktion gänzlich aus Holz zwischen den Baumkronen hindurch und gibt Einblick in die Flora und Fauna des Waldes. Highlight ist der 40 Meter hohe Erlebnisturm, der durch einen atemberaubenden Ausblick über die Landschaft den Aufstieg belohnt.

Auf dem 5000 m² großen Spielplatz toben sich Kinder nach Herzenslust aus. Eltern und Großeltern können sich inzwischen im Waldgasthof "Oachkatzl" ausrasten und stärken. Und wer mag, bleibt gleich eine oder mehrere Nächte im Wald: Hoch oben, rund zehn Meter über dem Erdboden, thronen sechs Baumhäuser, die zurecht Baumhotel genannt werden, denn innen drin fehlt nichts. Die Häuschen sind über 72 Stufen zu erreichen, "schweben" auf robusten Stelzen, gänzlich aus Holz und liegen mitten im Herzen des Naturerlebnisparks Baumkronenweg – für einen Urlaub der besonderen Art.

Info: Öffnungszeiten, Eintritts- und Nächtigungspreise auf www.baumkronenweg.at oder unter ☎ 07763/2289-0.

Im Hausruckviertel, genauer in der Gemeinde Zell am Pettenfirst können sich Familien stundenlang im Wald aufhalten. Der Wald der Kinder ist Wanderung und Abenteuer zugleich. 2004 im Rahmen eines EU-Projektes entstanden, warten vor Ort viele, spannende Stationen, die zum Entdecken, Mitmachen und Erleben einladen. Ob im schiefen Haus, bei der Klettergitarre, bei den Klangwelten oder im Spinnennetz – Kinder sollen in diesen ganz besonderen Lebensraum eintauchen und ihn spielerisch besser kennenlernen. Die Wanderroute ist für Kinder ab dem Kindergartenalter geeignet, der Wanderweg ist leicht, ein kurzes Steilstück kann umgangen werden. Der Wald der Kinder ist jederzeit kostenlos frei zugänglich, Parkplätze gibt’s bei der Volksschule.

Info: www.waldderkinder.info

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