Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
Habt ihr schon Vorsätze fürs neue Jahr? Mein wichtigster Vorsatz ist: Ich werde nie mehr schwindeln! Ich habe zu Weihnachten eine Marionette bekommen, wohl eine der berühmtesten Figuren, die es gibt. Es ist der hölzerne Kerl, dessen Nase immer länger wird, je öfter er lügt, Pinocchio. Ich selber bin eine Handpuppe und mit Marionetten tu’ ich mir ein bisserl schwer. Also habe ich probiert, mit der Puppe richtig umzugehen. Damit mich niemand dabei stört, habe ich in meinem wie immer sehr unaufgeräumten Zimmer geübt. Der kleine Kerl hatte richtig Freude, als ich ihn endlich bewegen und sogar ein wenig tanzen lassen konnte. Wir haben gekichert und gelacht und ich hab’ alles rund um mich vergessen, leider auch, dass unser Hund Ferdi darauf wartet, dass ich mit ihm Gassi gehe. Da hörte ich Omama rufen: „Seppy, warst du mit Ferdi schon draußen?“. „Jaja, schon lange“, hab’ ich geantwortet und genau gewusst, dass das nicht stimmt. Ich habe gedacht, es wird schon niemand merken.
Ferdis Lackerl
Dann ist es aber doch passiert. Ferdi hatte ein Lackerl im Vorzimmer gemacht. Omama hat zwar mit dem Hund nicht geschimpft, aber mir ist sie natürlich auf die Schliche gekommen. Sie kam zu mir ins Zimmer, hat mich ganz ernst angeschaut und gesagt, „Seppy, lüg mich nie wieder an! Und merk dir, wenn man lügt, verletzt man jemanden!“ Da hatte ich ein schlechtes Gewissen und wollte das Schlamassel so schnell wie möglich wieder gut machen. Ich habe mein Zimmer sofort pipifein aufgeräumt und es Omama berichtet. Aber sie hat mich nur zweifelnd angeschaut. Und was hat Pinocchio dazu gemeint? Er hat gekichert und gesagt, „wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht!“
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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