Weltcup in Hinterstoder ist tot

Weltcup in Hinterstoder ist tot
Weltmeisterliche Kritik: Hannes Trinkl über das schlafende Stodertal, schwache Bürgermeister und was er mit Hühnern gemeinsam hat.

Besuch bei Ex-Skistar Hannes Trinkl in dessen Haus in Roßleithen nahe Windischgarsten. Es ist 8 Uhr Früh am vergangenen Donnerstag. Zur morgendlichen Stärkung gibt's Buttertoast, Honig und Kaffee.

KURIER: Ihre ehemaligen ÖSV-Kollegen bereiten sich gerade auf die neue Skisaison vor. Wie verbringen Sie den Sommer, Herr Trinkl?
Hannes Trinkl: Ich steh' früh auf, so um sechs. Wie die Hühner. Und dann geh' ich in den Wald.

Was machen Sie dort?
Ich hab' um die 80 Hektar Wald, mein Bruder so 170 Hektar, die gehören betreut. Wir haben große Probleme mit den Borkenkäfern. Ja und dann baue ich auch gerade ein neues Haus. In der Nähe meines Elternhauses in St. Pankraz. Im Oktober wollen wir einziehen. Wenn alles glatt geht.

Geht Ihnen das Skirennfahren ab?
Nein, die Rennen überhaupt nicht. Aber das regelmäßige Training. Ich hab' immer gerne trainiert.

Sie wirken noch immer voll austrainiert.
Ich bin auch sehr viel in den Bergen unterwegs. Mit meiner Frau. Außerdem fahre ich regelmäßig mit meinem Bike.

Der Weltcup in Hinterstoder war heuer ein voller Erfolg. Sie waren als Streckenchef maßgeblich daran beteiligt. Wann sehen wir die Skistars wieder im Stodertal?
Der Weltcup in Hinterstoder ist gestorben.

Wie bitte?
Ja, der internationale Verband hat uns vorgeschrieben, dass wir rund 1000 zusätzliche Gästebetten brauchen. Die werden wir aber nicht bekommen.

Warum nicht?
Die Bürgermeister rundherum sind zu schwach. Der Impuls müsste aus der Region kommen und nicht immer von einem ÖSV-Präsidenten Schröcksnadel.

Was wäre zu tun?
Die Region müsste endlich aus dem Dornröschenschlaf geholt werden. Touristisch tut sich doch in Hinterstoder überhaupt nichts. Das Tal ist schon jetzt so gut wie tot. Nehmen Sie nur die Wurzeralm. Alleine wird sie früher oder später sterben. Ich kenne Einheimische, die eine Saisonkarte für die Skiwelt Amadé in Salzburg haben. Dort gibt's halt mehr Möglichkeiten als auf der Wurzeralm.

Sie sind also für eine Skischaukel, die Hinterstoder und die Wurzeralm verbindet?
So eine Skischaukel wäre ganz wichtig für die Region. Wir brauchen eine Skischaukel, um überleben zu können. Man muss den Leuten was bieten. Nehmen wir nur den Gardasee. Dort kann man alles machen. Baden, klettern, Kultur. Und die älteren Leute können mit der Gondel auf verschiedenste Berge fahren. Warum bauen wir zum Beispiel nicht eine Seilbahn hinauf aufs Warscheneck. Bei uns wird zu wenig gemacht. Es gibt wirklich einiges zu kritisieren.

Was stört Sie noch?
Fast jeder Ort in der Region hat sein eigenes, kleines Hallenbad. Und wo fahren die Einheimischen hin: ins Aquapulco nach Bad Schallerbach. Warum haben sich die Bürgermeister nicht an einen Tisch gesetzt und beschlossen, ein großes Erlebnisbad zu bauen. Ist doch völlig egal, ob dieses Bad nun in Hinterstoder, Vorderstoder oder Windischgarsten steht.

Oberösterreich wartet auf einen Trinkl-Nachfolger. Ist einer in Sicht?
Unser Bundesland ist in den ÖSV-Kadern ganz gut aufgestellt. Ich traue dem Steyrer Thomas Mayrpeter in den schnellen Disziplinen viel zu. Auch der Welser Vincent Kriechmayr hat Potenzial. Und bei den Mädels ist Kerstin Maier auf einem guten Weg.

Was ist Ihr größter Wunsch als ÖSV-Vizepräsident?
Ich hoffe, dass sich beim Verband demnächst mehr ehemalige Aktive wie Michi Walchhofer, Stephan Eberharter oder Hermann Maier engagieren.

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