Hitlergruß bei Hochzeit? Vorwürfe gegen Welser Magistratsbediensteten
Der Vorfall selbst liegt schon länger zurück, die Vorwürfe wiegen aber schwer: Ein leitender Bediensteter im Sozialbereich der Stadt Wels soll auf einer Hochzeitsfeier in Oberösterreich den Hitlergruß gezeigt haben. Ein diesbezügliches Video zeigt den Vorfall deutlich, die Interpretation fällt unterschiedlich aus.
Zuvor soll übrigens die ausländerfeindliche Textversion des Liedes „L’Amour Toujours“ von Gigi-D’Agostino gesungen worden sein.
Andreas Rabl, FPÖ-Bürgermeister von Wels, bestätigt jedenfalls, dieses Video zu kennen und auch gesehen zu haben. "Die Hochzeit war im Juni. Als uns das Video geschickt wurde, haben wir sofort Untersuchungen eingeleitet", versichert der Stadtchef.
Passende Tanzbewegung
Ihm gegenüber habe der Mitarbeiter versichert, dass es sich ausschließlich um eine Tanzbewegung ohne Hintergrund gehandelt habe. Rabl glaubt ihm: "Er wippt genau dazu passend im Takt mit dem Fuß, für uns ist diese Erklärung plausibel."
Deshalb seien auch keine weiteren Schritte gesetzt worden. Es habe bei dem Mitarbeiter, der vor knapp zehn Jahren noch auf einem unwählbaren Listenplatz bei der Gemeinderatswahl für die FPÖ in Linz kandidiert hatte - auch nie Auffälligkeiten in diese Richtung gegeben. Im Gegenteil, wie Rabl versichert: "Er hat immer herausragende Beurteilungen von seinen Vorgesetzten bekommen."
Dass das Thema jetzt auch medial hochkocht, nachdem es im Sommer intern behandelt worden sei, führt Rabl auf die Nationalratswahl zurück.
Anzeige in Vorbereitung
Diese Erklärung greift für die Welser Antifa-Bewegung zu kurz. Werner Retzl und Christian Stöbich betonen: „Der Verdacht der NS-Wiederbetätigung und der Verhetzung durch einen hohen Magistratsbeamten ist keine Kleinigkeit. Der Mann ist kein Jugendlicher, sondern als Leiter der Abteilung Soziales für Menschen zuständig, die Hilfe benötigen, und zwar auch für Migrantinnen und Migranten.“
Fest steht, dass derzeit noch kein Verfahren gegen den Magistratsbediensteten eingeleitet wurde, offenbar sind bislang auch keine Anzeigen erstattet worden. Daran arbeitet die Welser Antifa jetzt, zuvor seien aber noch weitere Recherchen nötig, sagt Retzl im Gespräch mit dem KURIER.
„Wir hoffen, dass die Justiz der Aussage des Zeugen konsequent nachgeht. Sollte sich der Verdacht erhärten, ist der Magistratsbedienstete im öffentlichen Dienst nicht mehr tragbar“, ist Stöbich überzeugt. Und auch Rabl ergänzt: Sollte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnehmen und es zu einer rechtskräftigen Verurteilung kommen, werde man die Sache auch seitens der Stadt neu beurteilen.
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