Hans-Jürgen Watzinger hat 1997 das elterliche Gasthaus übernommen und zusammen mit seiner Frau Karin geschmackvoll modernisiert. In Zeiten der gastronomischen Versteppung der Landschaft kommen die Gäste von rundherum. 25 Zimmer sind über das Jahr weitgehend ausgebucht. Obendrein ist der Wirt Weinbauer und einiges mehr.
Mit Gelassenheit
2006 ist er auf der Gadringer Leitn, einem steilen, nach Süden hin ausgerichteten Hang, mit Grünem Veltliner in das Abenteuer eingestiegen. „Im ersten Jahr war nicht eingezäunt, woraufhin die Rehe am Werk waren“, erzählt er und schmunzelt. Gelassenheit ist eine Eigenschaft Watzingers. Auch geht er mit Bedacht an die Dinge heran. So etwa, als er sich 2009 mit fünf Sorten à fünf Versuchsstöcken an das Projekt Rotwein herangewagt hat.
Übrig geblieben sind Zweigelt, Blaufränkischer und Pinot Noir. Alles in allem stehen auf dem 4.400 Quadratmeter großen Weinberg rund 1.200 Stöcke. Ergibt im Jahr 400 bis 500 Liter Veltliner sowie je 300 Liter von den drei Roten. Die werden auf dem Hof gekeltert, die Weißen von Franz Tanzer in Thallern bei Krems. Verkauft wird ausschließlich im Gasthaus. „Weil die Menge nicht so groß ist“, erklärt der Winzer. Außerdem schwanke der Ertrag. 2023 konnte etwa der Zweigelt wegen Hagels nicht ausreifen, weshalb daraus ein Rosé entstand, der zu Sekt wird. Exakt neun Monate und einen Tag lang hat er in der Flasche Zeit zum Reifen. „Kräftiges Gelb, Geschmack nach reifen Früchten, ein bisschen ins Exotische gehend“, beschreibt der geprüfte Sommelier den Charakter seines Veltliner 2022. Den Zweigelt hat er in Spontangärung ohne Reinzuchthefe ausgebaut: „Ich wollte sehen, ob der Geschmack der Trauben durchkommt, das Kirschige.“
Leichte Weine
Den Weißen lässt Watzinger bis Ende Oktober, Anfang November am Stock, dann seien die Trauben voll reif. „Ich mag es eher kräftiger, die leichten Weine sind weniger meins.“ Im Frühjahr hat sich Watzinger in besten Weingütern rund um Bordeaux umgeschaut. Eine Erkenntnis: „Unter zehn Jahren wird nichts verkauft.“
Langfristiges Denken und Handeln deckt sich mit dem, was den Innviertler am Weinbau fasziniert: „Dass alles seine Zeit braucht, vom Anbau der Stöcke bis zur ersten Lese. Wie sich alles über das Jahr entwickelt.“ Geduld wiederum geht einher mit Erfahrung. Den ersten Rotweinjahrgang, erzählt der Winzer, habe er im zu großen Barriquefass mit viel Sauerstoff ausgebaut. Das Ergebnis: 15,8 Prozent Alkoholgehalt, oxidativ und Portweincharakter. „Das war ein Malheur.“
Zeit nimmt sich der 48-Jährige auch für seine Hobbys, das Fotografieren etwa. In der Gaststube hängen großformatige künstlerische Bilder. In der Garage stehen zwei US-Oldtimer, die er komplett zerlegt, restauriert und neu zusammengebaut hat. Schnaps brennt Watzinger auch. Mit dem Wein mag er ebenfalls experimentieren. „Ich muss ja nicht leben davon und kann mich spielen.“
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