Warum es mutig sein kann, Nein zu sagen
Seppy und die Omama im neuen Kleid
von Christa Koinig
Heute geht’s recht gemütlich zu. Kasperl macht sein Mittagsschlaferl, der kleine Drache tollt herum und Omama probiert ein buntes Frühlingskleid an. „Da war ich wirklich sehr mutig“, sagt sie. „Warum mutig?“ frag’ ich. „Weil ich den Mut hatte, das Kleid selber zu nähen, obwohl ich nicht gewusst hab’, ob’s was wird. Ich hab’s halt einfach gemacht.“
Wenn ich das Wort Mut höre, dann fallen mir unweigerlich diese wilden Kerle ein, die vor nichts und niemandem Angst haben. Aber ein buntes Kleid selber nähen? Omama hat meinen fragenden Blick deuten können. „Mut bedeutet nicht nur waghalsige Sachen zu machen, sondern vielmehr, Vertrauen in dich selber zu haben. Wenn du dir etwas vornimmst, musst du davon überzeugt sein, dass alles so wird, wie du es willst. Du darfst dir nicht einreden, dass es schiefgehen könnte, sonst passiert’s am Ende wirklich. Und außerdem, Seppy, kleine Leute sind oft viel mutiger als diese riesigen, grobschlächtigen Kerle.“
Nein sagen
Während ich über Omamas Worte nachdenke, kommt Basti, der übermütige kleine Drache, hereingestürmt und plärrt fürchterlich. Vor lauter Heulen bringt er kein klares Wort heraus. „Warst du wieder mal bei einer Mutprobe dabei und hast dir wehgetan?“, hat Omama gefragt. Unter Tränen hat Basti gejapst, „hab’ mir nicht wehgetan, war nicht übermütig... Baum klettern ... springen ..... alle haben mich ausgelacht. Hab’ gesagt, ich mag nicht auf den hohen Baum klettern und runterspringen. Hab’ gesagt, ich trau’ mich nicht, und alle haben gerufen: feig, feig, feig!“ Omama hat Bastis Tränen weggewischt, zärtlich über seinen schuppigen Drachenkopf gestreichelt und gesagt: „Basti! Das war nicht feig. Das war sehr mutig! Manchmal ist es mutig und wichtig, Nein zu sagen!“
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