VP-Kandidat will "Vize" abstreifen
Erstmals in der Geschichte von Linz kommt es am Sonntag zu einer Bürgermeister-Stichwahl. Die Direktwahl des Stadtoberhaupts gibt es seit 1997. SPÖ-Bürgermeister Franz Dobusch konnte sich in seiner Amtszeit (1988-2013) drei Mal bereits im ersten Wahlgang durchsetzen. Dieses Kunststück ist seinem Nachfolger Klaus Luger am 27. September nicht gelungen. Er hatte sechs Mitbewerber, konnte aber dennoch 43,77 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.
Lugers Herausforderer, Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP), schaffte es mit 21,08 Prozent in die Stichwahl – und das, obwohl die Schwarzen bei der Gemeinderatswahl deutlich hinter SPÖ und FPÖ auf Platz drei landete. Ein Vertrauensvorschuss, den der 44-Jährige am Sonntag mit den Stimmen der Wähler von FPÖ, Grünen und Neos in eine Sensation ummünzen.
Dass es nicht leicht wird, weiß der vierfache Familienvater, gilt es doch, mehr als 20.000 Stimmen auf Luger aufzuholen. Gelingen soll das mit Wählermobilisierung bis zum Schluss. Baier positioniert sich als Signal für einen Neuanfang und verspricht den Linzern etwa andere Wege in der Finanzpolitik: Neue Schulden sollen in Zukunft tabu sein, der bestehende Schuldenberg abgetragen und das Swap-Schlamassel aufgeklärt werden. Wie berichtet, droht der Stadt im Rechtsstreit mit der Bawag um eine Kurs-Zins-Wette auf den Schweizer Franken ein Schaden von mehr als einer halben Milliarde Euro.
Der Swap-Skandal dürfte ein Grund für das Minus der SPÖ bei der Gemeinderatswahl gewesen sein. Im Nachhinein bemühten sich die Roten, zumindest das "Ja" zum Neubau der Eisenbahnbrücke in der Volksbefragung und Klaus Lugers 43,77 Prozent als Erfolg zu verkaufen.
Linz wächst
Die Plakate für die Stichwahl zeigen den Bürgermeister vor wechselndem Hintergrund, mal grün, mal blau, mal rot. Der 55-Jährige soll als Persönlichkeit und nicht als "Parteisoldat" wahrgenommen werden. Seine Zukunftsprojekte zeigen aber eine rote Handschrift. Verspricht Luger der Bevölkerung doch unter anderem neue Wohnungen. 4400 sollen am ehemaligen Kasernenareal in Ebelsberg errichtet werden, vor allem von gemeinnützigen Bauträgern. Die Zahl der Bewohner steigt. Anfang Oktober knackte Linz die 200.000-Einwohner-Marke.
Auch bei der Mobilisierung für den Sonntag hilft die Partei, deutet doch alles darauf hin, dass die Wahlbeteiligung niedriger sein wird als am 27. September.
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