Von Nationalpark-Luchs „Juro“ fehlt seit Monaten jede Spur

„Juro“ wurde Ende 2011 im Nationalpark Kalkalpen freigelassen.
Sender der Raubkatze gibt seit Juli kein Signal. Nationalpark denkt bereits über Ersatz für „Juro“ nach.

Wenn im Februar wieder die Paarungszeit der Luchse im Nationalpark Kalkalpen beginnt, wäre die Manneskraft von „Juro“ dringend gefragt. Die Luchsweibchen „Kora“ und „Freia“ sind derzeit im besten Alter, um erneut Junge zur Welt zu bringen.

Doch von „Juro“, der Ende 2011 im Nationalpark ausgesetzt wurde und seither mehrere Nachkommen zeugte, gibt es seit dem Sommer des Vorjahres kein Lebenszeichen. „Dass der Peilsender einfach den Geist aufgibt, ist praktisch ausgeschlossen. Wenn ‚Juro‘ eines natürlichen Todes gestorben wäre, hätten wir ein spezielles Signal erhalten“, sagt Erich Mayrhofer, Direktor des Nationalpark Kalkalpen.

Wilderer

Mayrhofer schließt nicht aus, dass ein Wilderer den Kuder (männlicher Luchs, Anm.) erlegt und den Peilsender zerstört hat. Eine mögliche Spur führe zu Alois Huber, dem Vierfachmörder von Annaberg (NÖ), der immer wieder beruflich im Nationalpark unterwegs gewesen sei. Seine gewagte Theorie stützt Mayrhofer nicht zuletzt auf den Fund zweier Luchskadaver an der Ysper im Bezirk Melk Anfang August 2013, gerade einmal 20 Kilometer von Großpriel, dem Wohnort Hubers, entfernt. Bei den zwei stark verwesten Kadavern dürfte es sich allerdings nicht um „Juro“, sondern um ein Weibchen und ein Jungtier gehandelt haben. Huber wiederum soll laut Polizei keine Luchse gewildert haben. Trophäen oder Felle habe man in seiner umfangreichen Sammlung jedenfalls nicht gefunden.
Endgültige Klarheit, ob „Juro“ nicht doch an der Ysper entsorgt wurde, soll nun ein DNA-Analyse bringen. Dazu werden Fellresten vom Fundort mit den Proben des Nationalparks verglichen.

Männermangel

Allzu lange will Mayrhofer aber nicht mehr auf ein Lebenszeichen von „Juro“ warten. „Es gibt bereits Pläne, einen neuen Kuder in den Nationalpark zu holen. Eventuell sogar noch bis zur Ranzzeit im Februar.“ Das Luchsmännchen soll diesmal nicht aus der Schweiz geholt werden, um etwaigen Erbkrankheiten durch Inzucht vorzubeugen. Denn wie „Juro“ stammen auch „Kora“ und „Freia“ von dort. Die beiden Weibchen haben in den vergangenen Jahren insgesamt sieben Junge zur Welt gebracht. Die möglichen Väter machen sich rar oder sind bereits tot: Neben Juro wurden auch „Pankraz“ und Altluchs „Klaus“ schon lange nicht mehr gepeilt bzw. in einer Fotofalle geblitzt.

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