Verrückte Zweite Liga

Blau-Weiß Linz kann in dieser Saison des öfteren jubeln
Vorwärts Steyr will nicht ab- und Blau-Weiß Linz kann nicht aufsteigen. Von Gerhard Marschall.

„Es geht nicht ums Wollen, sondern ums Können.“ Geschäftsführer Stefan Reiter legt Wert auf Differenzierung, warum für den FC Blau-Weiß die Bundesliga nicht in Frage kommt. Noch nicht. Im Vorjahr nur Mittelmaß, sorgen die Linzer heuer in Zweiten Liga für Furore. Aktuell liegen sie auf Platz drei.

Trendwende vor einem Jahr

Reiter macht die Trendwende vor gut einem Jahr fest. Damals wurde Trainer Goran Djuricin durch Ronald Brunmayr ersetzt. Zudem habe es im Sommer leichte Veränderungen im Kader gegeben. „Wir haben die Richtigen weggetan und die Richtigen geholt.“ Der Klub sei organisatorisch gut aufgestellt, auch die wirtschaftliche Sanierung ist laut Reiter gelungen.

Stadion fehlt

Blau-Weiß erfülle somit alle Anforderungen für die höchste Spielklasse, bis auf eine: die Infrastruktur. Zurzeit wird auf der ehemaligen Verbandsanlage in der Neuen Heimat gespielt, die nicht bundesligatauglich ist. Ist das geplante neue Stadion erst einmal fertig, schaue es anders aus. Die Arena mit 5.000 Plätzen wird auf die Lagerhalle des neuen Lutz-Zentrums an der Donaulände gesetzt. Baubeginn soll heuer sein, Fertigstellung im Juli 2023. Bis dahin soll die Mannschaft zusammengehalten und weiter verstärkt werden, sagt Reiter: „Damit wir dann, wenn es möglich ist, aufsteigen.“ Wie den Linzern geht es den meisten Zweitligisten: Der Sprung in die Bundesliga ist zu groß, nur fünf Klubs könnten und möchten hinauf. Aktuell reicht es aber für keinen von ihnen zum Fixaufstieg. Wie Blau-Weiß muss auch Tabellenführer Lafnitz verzichten, der zweitplatzierte FC Liefering darf als Trabant von Red Bull Salzburg sowieso nicht. Lässt sich das Trio nicht mehr verdrängen, muss der bestplatzierte Aufstiegswillige in die Relegation gegen den Letzten der Bundesliga.

Verrückte Zweite Liga

Die Vorwärts-Spieler konnten bislang selten jubeln

Die gegenteilige Entwicklung erlebt heuer Vorwärts Steyr. In Saison 19/20 spielten die Steyrer über weite Strecken oben mit und schlossen auf Platz sieben ab, fernab jeglicher Abstiegsgefahr. Aktuell steht das Überraschungsteam des Vorjahres auf dem vorletzten Tabellenplatz mit Blick in den Abgrund. Der viel zitierte Trainereffekt hat sich nicht eingestellt.

Wahlmüller gefeuert

Überraschend wurde im Oktober Willi Wahlmüller gefeuert, zum Chef rückte Co-Trainer Andreas Milot auf. „Die Spiele sind nicht schlecht, die Ergebnisse passen nicht“, lautet die Analyse von Präsident Reinhard Schlager. „Im Vorjahr hatten wir Glück, dass manche Spiele auf unsere Seite gekippt sind. Heuer haben wir Pech, dass es in die andere Richtung geht.“ Doch die Mannschaft sei intakt. Es passierten individuelle Fehler, die es abzustellen gelte. „Es kommen noch viele Spiele, wo die Gegner unsere Halsweite haben“, ist Schlager zuversichtlich. Mit dem Abstieg beschäftige man sich nicht. Aber vielleicht muss die Rettung ohnehin nicht auf dem Platz gelingen. Eigentlich müssten drei Klubs absteigen, doch der Andrang von unten her ist überschaubar. Aus allen drei Regionalligen wollen nur vier Vereine hinauf, unter ihnen Hertha Wels. Zurzeit ruht in den dritten Ligen der Spielbetrieb; ob noch einmal angekickt wird, ist offen.

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