Verhängnisvoller Deal im Séparée

Verhängnisvoller Deal im Séparée
In Antalya wurden einer 63-Jährigen teure Teppiche an­gedreht. In Linz wird verhandelt – nach türkischem Recht.

Wenn ich das bezahlen muss, kann ich Privat-Insolvenz anmelden und meine gesamten Ersparnisse für die Pension sind weg", erzählt Gertraud S., den Tränen nahe. Der Oberösterreicherin waren in einem Teppichgeschäft im Rahmen einer Türkei-Reise Teppiche als Wertanlage angepriesen worden. Acht bis zehn Prozent pro Jahr wären als Rendite wahrscheinlich, ein Umtausch jederzeit möglich. 17.000 Euro zahlte die Frau an, weitere 43.000 fordert der Händler auf dem Gerichtsweg. Am Dienstag wurde in Linz erstmals verhandelt. Für die Frau geht es um ihre Existenz.

60.000 Euro

„Die Touristen werden schon im Bus vorbereitet. Es heißt, dass es angeblich nur in diesem Geschäft tolle Ware zu einem seriösen Preis gibt", sagt ihr Anwalt, Walther Moerth. Interessierte würden in dem Geschäft dann rasch in kleine Zimmer separiert. Dort wird dann ein erster Preis genannt, in diesem Fall 90.000 Euro für die zwei Teppiche mit Pferden drauf.
„Eigentlich sind sie hässlich, ich habe das nur gemacht, weil ich da mehr Gewinn mache als mit einem Sparbuch", sagt die Frau im KURIER-Gespräch. „Und weil die wie die Wahnsinnigen auf mich eingeredet haben." Als die Verkäufer auf 60.000 heruntergingen, griff die Frau zu. Dazu bekam sie auch noch einen deutschsprachigen Vertrag, in dem kurioserweise vor Teppichbetrügern gewarnt wird.


„Die Bezahlung wird über Wechselgeschäfte abgewickelt. Das Perfide daran ist, dass man damit auf Rücktrittsrecht und Konsumentenschutz verzichtet – das wissen aber die wenigsten", erklärt Moerth. Gertraud S., die ihr Sparbuch auflöste, hatte Glück, dass zwei dieser Wechsel von der Bank blockiert wurden.


Das Teppichgeschäft mit Firmensitz in Istanbul klagt nun in Linz das fehlende Geld ein. „Teilweise geht der Prozess nach türkischem Recht", sagt Moerth. Dort ist der Konsumentenschutz naturgemäß ganz anders geregelt. Für Gertraud S. („Mich hat der Teufel geritten") geht es um ihre Zukunft. „Ich wollte mir von dem Geld 400 Euro pro Monat auf meine kleine Pension drauflegen."

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