Euphorisch
Geradezu euphorisch Bernhard Aichinger aus Hartkirchen: „Die Traubenqualität war hervorragend: absolut gesundes und sehr reifes Material mit hohen Zuckergehalten und guter, reifer Säure.“ „Wir haben weniger Ertrag, dieser ist allerdings von hervorragender Qualität“, berichtet Irene Wurm aus St. Florian. Und Armin Kienesberger aus Schlüßlberg: „In der Menge deutlich weniger als 2023, dafür qualitativ noch mehr Potenzial.“ Vier Meinungen, ein Befund. Zwar dürfte heuer die Menge alles in allem etwa um ein Drittel unter dem Durchschnitt liegen, dafür ist mit einem hervorragenden Jahrgang zu rechnen.
Wein aus Oberösterreich?
Wein aus Oberösterreich? „Am Anfang haben die Leute den Kopf geschüttelt“, erinnert sich Florian Eschlböck aus Hörsching. Doch das habe sich mittlerweile grundlegend geändert. „Das Interesse ist riesengroß, bei den Produzenten wie bei den Konsumenten“, berichtet Leo Gmeiner. Der Landwirt aus Perg ist Präsident des OÖ. Weinbauverbands.
Er sieht große Chancen, macht das an zwei Zahlen fest: Zurzeit gebe es rund 100 Hektar Rebfläche, „aber ganz Oberösterreich vertrinkt im Jahr rund 7.000 Hektar.“ Dazwischen sei also noch viel Platz. Laut Verbandsgeschäftsführer Klaus Stumvoll gibt es zurzeit rund 40 Betriebe, für die Weinbau bereits ein wichtiges wirtschaftliches Standbein ist – Tendenz weiter steigend. Jedes Jahr dürfen 15 Hektar neu angelegt werden, das Kontingent wird stets ausgeschöpft. „Viele möchten beginnen“, freut sich Gmeiner. Es sollte aber gründlich überlegt werden, denn Wein sei eine arbeitsintensive Frucht.
Die Kosten nicht zu vergessen. Die Anfangsinvestition liegt bei 30.000 bis 40.000 Euro je Hektar. „Ich kann nicht einfach sagen, ich baue Wein an“, ist Florian Schmuckenschlager überzeugt. Das sei eine langfristige Entscheidung, die nicht nach zwei, drei Jahren wieder umgeworfen werden könne.
Kein Neid
„Mir gefällt, dass es bei uns keinen Neid gibt“, ist Präsident Gmeiner stolz auf seine Zunft. Austausch sei wichtig, weshalb er auf seinem Hof in der Ortschaft Weinzierl das „OÖ. Weinkompetenzzentrum“ eingerichtet hat. Kolleginnen und Kollegen können dort einem interessierten Publikum ihre Weine präsentieren. Es sei kein Nachteil, wenn die anderen besseren Wein machen, ganz im Gegenteil, begründet Gmeiner das Projekt.
Die Zukunft des Weinbaus in Oberösterreich könne nicht darin liegen, gegen billige Schankware im Handel anzutreten, argumentiert er: „Wir müssen gute Qualität produzieren. Denn wenn nur einer von uns schlechten Wein macht, fällt das auf alle zurück.“ Einer, der beständig hochwertige Weine produziert, ist Lukas Schiefermair aus Kematen an der Krems. Vor zehn Jahren pflanzte er auf dem elterlichen Hof die ersten Rebstöcke, heute bewirtschaftet er mehr als fünf Hektar. Schiefermair wurde heuer mit gleich zwei Weinen, dem Gemischten Satz 2023 und dem Muskateller 2023, in den Salon Österreichischer Wein aufgenommen.
Qualität entscheidet
„Du musst ein Ziel vor Augen haben“, lautet die Philosophie von Florian Eschlböck aus Hörsching. Auch er sieht viel Potenzial, „wir müssen es nur in die Flasche bringen“. Nicht im Kopieren sieht er die Zukunft, sondern in Qualität und Originalität: „Unser Wein muss gut, aber anders sein. Er muss oberösterreichisch schmecken.“
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