Überzeugung, Liebe, Leidenschaft
Im Westen des Bundeslandes ist die geografische und historische Nähe zum Nachbarn hörbar. Erst seit 1779 gehört das Innviertel zu Österreich, davor war es Teil des Kurfürstentums Bayern. Geblieben ist als verbindendes Element nicht nur der Dialekt, hüben wie drüben ist Bierland. An diese Seelenverwandtschaft knüpft die Privatbrauerei Schnaitl in der zur Gemeinde Eggelsberg (Bez. Braunau) gehörenden Ortschaft Gundertshausen mit einer eigenen Weißbiermarke an. Die „Bayern Weiße“ – einmal dunkel, einmal hell – wird von Hacklberg in Passau gebraut und somit der Ursprungsgarantie gerecht. Nachdem die eigene Flaschenabfüllerei 2001 aus Alters- und Produktivitätsgründen verkauft worden war, fand sich in der Brauerei Wieninger im bayerischen Teisendorf ein Partner. Dieser füllt die in Gundertshausen gebrauten Biere in Flaschen ab.
Geschäftsführer Matthias Schnaitl sieht in solchen Kooperationen die Zukunft: „Die Kleinen haben einen Kostennachteil, deshalb sollten sie sich zusammentun.“ Die von zehn Brauereien gegründete „Bierregion Innviertel“ weise in diese Richtung. Und ganz in diesem Sinne handelt er auch mit den Bieren der Innviertler Braukollegen.
Wie viele Brauereien im Land hat auch Schnaitl eine lange, abwechslungsreiche Geschichte. Als Christoph Kolumbus 1492 auf einer der Bahamas-Inseln landete und sich in Indien wähnte, wurde in Gundertshausen bereits Bier ausgeschenkt. Nachdem 1841 das Gasthaus einem Brand zum Opfer fiel, baute es Franz Schnaitl wieder auf und errichtete zugleich eine Brauerei. Es folgten Matthias I. bis III., ein jeder von ihnen setzte Akzente. Der Betrieb wurde Zug um Zug vergrößert und modernisiert, Brauereien wurden aufgekauft. 2002 übernahm Matthias der Vierte das Unternehmen. Er erweiterte und verfeinerte das Sortiment, baute den Braugasthof zum Hotelbetrieb aus, eröffnete in Braunau das „Stadtgasthaus“.
13.500 Hektoliter
Wurden im Gründungsjahr bescheidene 36 Eimer Bier gebraut, liegt der Ausstoß heute bei rund 13.500 Hektoliter. Rund 70 Prozent gehen auf das Konto des „Schnaitl Original“, eines untergärigen Märzen. Dazu kommt die ganze Bandbreite, elf Biere und zwei Radler. Zum 175-Jahr-Jubiläum wurde ein „Meisterbräu“ kreiert. Zudem gibt es zwei saisonale Highlights: Anfang Juli wird ein „Festbock“ gebraut und alle Jahre wieder das „Stille Nacht Festbier“ – Reverenz an das im nahen Oberndorf uraufgeführte Weihnachtslied. Schnaitl versteht sich als Regionalbrauerei. So kommt gut ein Drittel der Gerste aus eigenem Anbau. Das Absatzgebiet umfasst den Bezirk Braunau und reicht bis hinein in den angrenzenden Flachgau. Immerhin ein Zehntel des Umsatzes wird in Wien und Umgebung gemacht.
Ein Familienbetrieb
Und Schnaitl ist durch und durch ein Familienbetrieb, in dem Ehefrau Claudia, Schwester Elisabeth und Bruder Maximilian mitarbeiten. Auch Matthias der Ältere ist mit 84 noch aktiv. „Wir machen das aus Überzeugung, Liebe und Leidenschaft“, beschreibt der Chef das Selbstverständnis. Freilich müsse am Jahresende etwas übrig bleiben, um den Betrieb irgendwann an die nächste Generation weitergeben zu können. Für potenzieller Nachfolger ist gesorgt. Ob Matthias V. oder einer seiner beiden Brüder einmal in das Biergeschäft einsteigen werden, wird sich weisen. „Sie haben noch Zeit.“
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