Tschechien plant 79 Prozent Atomstrom

Tschechien plant 79 Prozent Atomstrom
Tschechiens Regierung möchte die Atomenergie stark ausbauen. Kritik kommt aus dem In- und Ausland.

Ziemlich verärgert zeigt sich der Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) über das zukünftige Energiekonzept Tschechiens, das Anfang 2012 beschlossen werden soll. Es besagt, dass die Atomenergie massiv ausgebaut wird. "Das ist eine gefährliche Drohung für ganz Europa. Tschechiens Regierung will sich offensichtlich als energiepolitischer Geisterfahrer profilieren."

Sechs Varianten sind aktuell in Diskussion. Laut dem Grün-Politiker deutet alles darauf hin, dass sich das sogenannte Szenario A2 (das noch als eines der moderatesten gilt) durchsetzen wird. Dieses hat zum Ziel, den Anteil der Atomenergie im Land bis 2060 von derzeit 30 Prozent schrittweise auf 79,1 Prozent auszubauen.

"Die erneuerbaren Energien sollen dagegen in 50 Jahren von 7,1 Prozent auf nur 10,6 Prozent steigen. Das ist absurd", sagt Anschober. Auch in Tschechien sind die Pläne nicht unumstritten. Selbst in einem regierungseigenen Gutachten wird dieses Energieszenario skeptisch bewertet.

Unrealistisch

"Der Befund geht unter anderem davon aus, dass der Zuwachs vom Energieverbrauch unrealistisch hoch geschätzt wurde", erklärt Dalibor Strasky, der Antiatom-Beauftragte der oberösterreichischen Landesregierung.

Bemerkenswert erscheint Strasky, dass selbst Teile der tschechischen Wirtschaft Vorbehalte den Plänen gegenüber äußern. "Der Verband für Industrie und Verkehr hat kritisiert, dass das gesamte Konzept nicht umsetzbar ist, wenn Nachbarländer wie Österreich und Deutschland ihre Stromnetze nach Tschechien nicht stark ausbauen", berichtet der Experte.

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Wenn das Energiekonzept verwirklicht wird, reichen die bestehenden Atomkraftwerke im Land nicht mehr aus: "Dann müssten Temelín und Dukovany ausgebaut und drei neue Kernkraftwerke errichtet werden."

Anschober möchte nun gegen diese Pläne eine Allianz mit Atomkraftgegnern aus Tschechien aufbauen und Alternativen aufzeigen. Auch sei die politische Führung Österreichs gefragt, die sich bisher wenig darum gekümmert habe. "Es braucht jetzt unbedingt Direktverhandlung zwischen der österreichischen und der tschechischen Regierung."

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