Tod und das Mädchen: Tanzend das Leben feiern

Yu-Teng Huang als Tod, Maske: Andrea Pammer
Zwei Ensembles greifen im Linzer Musiktheater viele Facetten des Todes tänzerisch auf.

Der ununterbrochene Kreislauf von Anfang und Ende wird im Tanzdialog Tod und das Mädchen mit einem von Johann Hofbauer designten Lichtkreis am Boden gezeichnet. Ein mehrdimensional nutzbarer und interaktiver Raum entsteht.

Eine Stärke der Blackbox im Musiktheater wird zur Herausforderung für das Ensemble. "Das Publikum sitzt auf mehreren Seiten und die Tänzer bewegen sich auch in den Zuschauerraum hinein. Das Publikum wird Teil des Stücks", sagt die in Taiwan geborene Tanzdirektorin und Choreografin Mei Hong Lin.

Spiel mit dem Kontrast

"Die Konfrontation mit dem Tod bedeutet immer einen Ausnahmezustand für uns Menschen", meint Lin. Natürlich habe der Tod mit den Themen Abschied, Schmerz und Trennung auch seine dunkle Seite. "Aber in meiner Kultur kommt die Freude über den neuen Anfang stärker durch. Ein Ende bedeutet immer auch einen Anfang. Ich erlebe die Art, über den Tod zu sprechen, hier in Europa fast als gesellschaftliches Tabu."

In einem 75-minütigen Tanzdialog versucht sie, gemeinsam mit der britischen Choreografin Christina Comtesse, die Thematik offen und tänzerisch zu diskutieren. Während Lins Todesfigur männlich ist, sich mit einem Mädchen auseinandersetzt und seine Maske direkt auf den Körper gemalt ist, hat Comtesse verschiedene Kulturen, Religionen und ihren Umgang mit dem Tod analysiert. Sie beschäftigt sich in ihrem Teil mit Ritualen und setzt abnehmbare Masken ein. Lin will das Gesamtbild "so schlicht wie möglich zu halten. Es soll ein Kontrast zu Christinas Tänzern sichtbar werden. In meinem Teil sind Schwarz und Hautfarbe zentral." Comtesse arbeitet mit bunten Kostümen: "Jede Farbe steht symbolisch für eines der vier Elemente." Der Tod sei die Rückführung auf die Elemente, meint Dramaturgin Katharina John. "Wir leben in der Gefahr zum Tod. Wir können keine Antwort geben, aber Fragen stellen und das Leben vom Tod her betrachten."

Der Tanzdialog basiert auf Franz Schuberts Streichquartett Nr. 14 in d-Moll mit dem Namen Der Tod und das Mädchen, sowie auf dem gleichnamigen Gedicht von Mathias Claudius und auf afrikanischer Musik von Kevin Volans. Das Franz Xaver Frenzel Quartett spielt live. "Insgesamt findet die Idee im bekannten Totentanz nach mittelalterlichen Motiven ihren Ursprung", sagt John. Die Uraufführung ist am Sonntag, 14. Jänner um 20 Uhr. Vorgesehen sind elf Aufführungen in nur vier Wochen.

Der Tod bei Max Frisch

Eine Auseinandersetzung mit dem Tod, mit verschiedenen Kulturen und mit Vorurteilen gibt es auch bei Andorra, einem Stück in zwölf Bildern von Max Frisch. Premiere ist am Samstag, 13. Jänner, um 19.30 Uhr, im Schauspielhaus an der Promenade.

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