Therapeut bezweifelte Holocaust
Herr S. (vollständiger Name der Redaktion bekannt) bezeichnet sich als Holistischer Therapeut, Methodenentwickler und Schlafberater. Er betreibt im oö. Salzkammergut eine "Ganzheitspraxis", in der er Körper- und Energiearbeit, Kinesiologie, Hypnotherapie, und eine selbstentwickelte Methode, die seinen Namen trägt, anbietet. Seine Arbeitsweise sei berührend, nachhaltig und die Beratung außergewöhnlich. Energetische Beschwerden würden "in einer bisher unbekannten Tiefe" behandelt.
S. scheint aber auch politisch interessiert. Auf seiner Homepage finden sich verschwörungstheoretische Artikel, die mit Gesundheit nichts zu tun haben. Sie tragen Titel wie "Das Zeitalter der Rothschilds", "Igor Kolomoisky – eine schillernde (jüdische?) Figur" oder "Khazarische Satanisten heben vor Wut ihre Fäuste, weil ihnen die Kontrolle über das Finanzsystem aus den Händen rutscht". Am 15. März postete S. ein Interview mit dem Geschichtsrevisionisten Robert Faurisson, das für ihn strafrechtliche Ermittlungen zur Folge hat. "Kein einziger Jude ist durch Zyklon B oder die Gaskammer umgekommen", lautet die Überschrift des Artikels. Zum Holocaust verbreitete S. aber auch eigene Gedanken: "Dass die offizielle Version nicht stimmen kann, wurde vielfach mit Fakten wiederlegt" (sic!).
Ewiggestrige Ansichten
Am 23. März erstattete das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DöW) Anzeige wegen des Verdachts der Holocaustleugnung nach Paragraf 3 h . "Der Tatbestand ist auch dann erfüllt, wenn eine entsprechende falsche Behauptung zitiert wird", betont DöW-Mitarbeiter Andreas Peham. Der Fall wird von der Staatsanwaltschaft Wels bearbeitet. Laut Behördensprecher Christian Hubmer wird gegen S. aber bereits seit 21. Jänner ermittelt. "Wir haben von der Staatsanwaltschaft dafür einen Ermittlungsauftrag", bestätigt Michael Tischlinger, Chef des Landesamts für Verfassungsschutz.
Laut DöW nehmen antisemitische und holocaustleugnende Äußerungen in rechtsökologischen Kreisen zu. Das bestätigt auch Sektenexperte Roman Schweidlenka: "Gerade in Randbereichen der Esoterik wird ewiggestriges Gedankengut weiterverbreitet." Das Erscheinungsbild sei meist unverfänglich, Klienten würden vielfach unter dem Deckmantel Öko manipuliert, ohne dass ihnen das bewusst ist. "Rechtsextreme geben sich dort biologisch, garteln gern oder machen Tai Chi. Das bedenkliche Gedankengut wird dann in Gesprächen subtil vermittelt."
Bereits von ihrer historischen Wurzel her sei in der Esoterik der braune Wurm drinnen: "Man denke nur an die ,Geheimlehre’ der Madame Petrovna Blavatsky oder den NS-Okkultismus."
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