Süße Früchtchen sehen endlich rot

Familienbande: Franz und Elisabeth Lehner aus Haag schaukeln den Betrieb gemeinsam mit ihren Kindern.
Die Sonne gab ihnen den letzten Schliff, nun sind die Erdbeeren reif und bereit, geerntet zu werden.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln die grünen Blätter, dazwischen leuchtet es tiefrot. "Schon in der Früh sind wir auf den Feldern, ernten die reifen Erdbeeren, damit wir sie ganz frisch an unsere Standeln und an den Beerenstadl liefern können." Wir – das ist die Familie Lehner aus dem niederösterreichischen Haag, die mittlerweile auch in Oberösterreich 12 Standorte hat, an denen "Lehner’s Erdbeeren" verkauft werden (www.lehners-beeren.at). Der Beerenstadl ist der Hofladen des Familienbetriebes und auch vielen Oberösterreichern wohlbekannt. Das urige Holzhaus stellt sich quasi in den Weg, wenn ein Tierparkbesuch in Haag ansteht.

Selber pflücken

Die Erdbeersaison hat nun endlich begonnen. Das üppige Sonnenbad der vergangenen Tage hat noch für die letzte Süße gesorgt, nun heißt es: Pflücken (oder frisch gepflückt kaufen) und genießen.

Wer gerne selbst aktiv wird, ist auf einem der zahlreichen Erdbeerfelder genau richtig. "Unsere Elsantas sind heuer groß, rot und fruchtig. Bei uns darf auch gerne direkt auf dem Feld genascht werden. Jeder ist herzlich willkommen, auch der, der nichts kauft", erklärt Johann Lechner, der heuer sieben Felder in Oberösterreich betreibt (members.aon.at/erdbeerland-lechner). Vor dreißig Jahren eröffnete der Bauer aus Alkoven sein erstes Erdbeerfeld , " aus einer Notwendigkeit heraus. Wir kamen mit dem Pflücken nicht mehr hinterher. Da haben wir bemerkt, dass viele auch gerne mal selbst auf dem Feld stehen und ernten."

Auch bei den Hoffelners in Kremsmünster herrscht jetzt Hochbetrieb: die Erdbeeren sind reif (Verkaufsstände und Felder auf www.erdbeer.com). Die Profis verraten gerne Tipps für die Ernte: "Der beste Zeitpunkt zum Pflücken ist der Vormittag, weil die Erdbeeren in der Nacht reifen. Nicht zu hohe Gefäße verwenden – ideal sind geflochtene Körbe oder Holzspankörbe. Die Erdbeeren unbedingt mit dem Kelchblatt pflücken, denn sonst läuft der Saft aus. Und: Kleine Früchte haben oft das bessere Aroma."

Alles bio bitte

Chemisch-synthetische Dünger haben keinen Platz auf dem Bauernhof von Familie Peterseil in Luftenberg (www.bioapfel.com). Hier gibt’s Bio-Erdbeeren zum Selberpflücken ab Montag und zum Kaufen im Hofladen schon seit einigen Tagen. Die Arbeit auf dem Feld ist beschwerlich, der Aufwand zahlt sich jedoch aus: "Unsere Erdbeeren sind nicht wässrig, bei Bio-Erdbeeren konzentriert sich der Geschmack", versichert Stephan Peterseil. Wer Peterseil-Beeren mag, muss schnell sein: "Die Nachfrage ist sehr groß."

Zwei Handvoll Erdbeeren pro Tag sind ein Plus für den Körper: „Erdbeeren enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Außerdem liefern sie beachtliche Mengen an Folsäure“, verrät Sandra Stelzmüller, Diätologin in der Abteilung Gesundheit des Landes Oberösterreich.

Da die süßen Früchte zum Großteil aus Wasser bestehen, sind sie sehr kalorienarm, „am besten genießt man sie mit Milchprodukten, etwa Magerjoghurt, oder in einem leichten Sommersalat mit Spargel“, sagt Stelzmüller, aber: „Finger weg von Schlagobers und Zucker. Da wird aus gesundem, kalorienarmen Obst schnell eine Kalorienbombe.“

Und wie steht’s mit Erdbeeren als Allergieauslösern? „Wenn, dann handelt es sich um Lebensmittelunverträglichkeiten. Die kleinen, gelben Punkte auf den Beeren sind Histaminliberatoren und können im Einzelfall Symptome wie Hautausschlag oder Jucken am Gaumen auslösen. Außerdem kann es sein, dass jemand auf Schimmelsporen reagiert“, weiß Sandra Stelzmüller. „Da Erdbeeren so viel Wasser enthalten, ist es besonders wichtig, sie richtig zu lagern, also in einer flachen Schüssel. Sonst können durch den Druck schnell Schimmelsporen entstehen“.

Wussten Sie, dass …

... die Erdbeere angeblich ein Weißmacher für Zähne ist? Eindeutig ein Mythos: Normaler Erdbeergenuss schadet nicht, Erdbeeren über die Zähne zu rubbeln, kann aber aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehalts den Zahnschmelz angreifen.

... dass die Erdbeere ein Filmstar ist? Mickey Rourke und Kim Basinger spielten in „Neuneinhalb Wochen“ ihre Spielchen mit den fruchtigen Beeren. Und Richard Gere schickte Julia Roberts in „Pretty Woman“ Champagner und Erdbeeren aufs Zimmer. Zu höherem cineastischem Ruhm verhalfen der Frucht zwei Meisterwerke der Filmgeschichte: „Wilde Erdbeeren“ (1957) von Ingmar Bergmann und „Blutige Erdbeeren“ (1970 ).

... es inzwischen weit mehr als 1000 Erdbeersorten weltweit gibt? Sie tragen klingende Namen wie „Cosima“, die „Schöne von Chile“ oder „Mieze Schindler“.

... die Frucht eigentlich keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht ist? Der botanische Name der Erdbeere (fragaria vesca) leitet sich von der lateinischen Bezeichnung „fragare“ für „duften“ und „vesca“ für „essbar“ ab.

... dass Georg van Eyck 1902 das deutsche Markenzeichen für Einmachgläser schuf? Die Erdbeere mit dem Firmennamen WECK.

Cornelia und Georg Essig betreiben das Restaurant „Essig’s“ in Linz (www.essigs.at). Dem KURIER verraten Georg Essig und Patissier Sebastian Rossbach ihr Rezept für „Erdbeer-Topfenknödel mit Erdbeergranitée und marinierten Erdbeeren“:

Zutaten für acht Personen: 16 Stück Erdbeeren (nicht zu groß, entstielt, das Grün entfernt, für die Knödel).

250 g Erdbeeren geviertelt, mit 4 EL Hollunderblütensirup und 2 EL Zitronensaft vermengen, mind. 30 Minuten ziehen lassen.

Butterbrösel: 125 g Butter in der Pfanne zerlaufen lassen, 200 g Brösel und 80 g Kristallzucker dazu. Rösten, bis die Brösel Farbe annehmen, zum Schluss 1 TL Zimt dazu.

Knödel: 5 dag Butter und 5 dag Staubzucker schaumig schlagen, eine Prise Salz dazu, nacheinander zwei Dotter und zwei Eier einrühren. Die Masse mit der Schale und dem Saft einer unbehandelten Zitrone verfeinern, zum Schluss 400 g Topfen und 200 g frische Weißbrotbrösel dazugeben.

Süße Früchtchen sehen endlich rot
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Die Topfenknödelmasse sollte drei bis vier Stunden gut kühlen, damit sie fest werden kann. Danach mit einem Löffel die Knödelmasse auf einer Handfläche flachdrücken, Erdbeere einschlagen und zu einem Knödel formen. In leicht gesalzenem Wasser sechs Minuten leicht kochen lassen. Danach noch drei bis vier Minuten ziehen lassen. In Butterbröseln wälzen.

Erdbeergranitée: Dafür wird 900 ml Erdbeerpüree benötigt: frische Erdbeeren mit wenig Wasser und Zitronensaft mixen und durch ein Sieb passieren. Zwei Blatt Gelatine in kaltem Wasser fünf Minuten einweichen. Einen Schöpfer der Erdbeermasse erwärmen, darin Gelatine auflösen und zur restlichen Erdbeermasse geben. In einer Aluschüssel einfrieren und während des Frierens stets mit einer Gabel durchmischen.

Anrichten: Die gekochten Knödel in Butterbrösel wälzen, die marinierten, geviertelten Erdbeeren rundum verteilen und abschließend das Granitée dazusetzen. Mit Staubzucker bestreuen und mit frischer Minze garnieren.

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