Start der Massentests und Einstimmen auf Impfungen

Start der Massentests und  Einstimmen auf Impfungen
Am 11. 12. beginnen die Coronatests; Influenza-Impfung noch immer sinnvoll, Covid-Impfung wahrscheinlich ab Jänner möglich

Dieser Tage tummeln sich zum Überthema Gesundheit ja allerhand Meinungen, bei Impfungen und Corona-Massentests wird es dann sehr schnell sehr konkret. Nämlich so zum Beispiel: „Nie im Leben lasse ich mich freiwillig testen. Ich will ja nicht vor Weihnachten noch in Quarantäne.“ Oder so: „Logo, dass ich mich testen lasse. Dann weiß ich nämlich sicher, woran ich bin.“

So: „Ich gehöre sicher nicht zu ersten, die sich gegen Corona impfen lassen. Kein Mensch weiß, wie sicher dieser Impfstoff ist.“ Oder so: „Das wird eine riesige Erleichterung, wenn es endlich eine Impfung gegen Covid-19 gibt. Dann können wir endlich zum gewohnten Allltag zurückkehren.“

Influenza- und Corona-Impfung sowie die Massentests, die kommende Woche starten: In den kommenden Wochen und Monaten wird es dazu noch viele aktuelle Entwicklungen, Einsichten und Hoppalas geben. Den aktuellen Stand der Dinge hat der KURIER zusammengefasst.

Doctor is holding injection with needle with focus on injection

Nachfrage nach Impfstoff nach wie vor da

Influenza. „Ja, das Land Oberösterreich hat zusätzliche 17.000 Dosen an die heimischen Apotheken weitergegeben. Die sind ziemlich sicher schon alle weg“, vermutet Monika Aichberger, stellvertretende Präsidentin der Apothekerkammer. Es gebe noch immer Vorreservierungen, aber die Chance sei groß, dass man die Nachfrage bedienen könne, so Aichberger.
„Ich möchte nochmals explizit auf die kostenlose Influenza-Impfung für Kinder hinweisen: Denn gerade Kinder sind bei der echten Grippe ein Motor der Übertragung. Eigentlich wäre jetzt noch immer die beste Zeit für die Impfung“, sagt Aichberger.

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Thomas Veitschegger und Monika Aichberger von der Apothekerkammer OÖ

„In Oberösterreich wurden heuer insgesamt rund 200.000 Grippeimpfdosen bestellt – das entspricht dem Vierfachen der im vergangenen Jahr verbrauchten Menge. Das Land Oberösterreich hat zum ersten Mal selbst, in einem Ausmaß von mehr als 100.000 Dosen, Grippeimpfstoff bestellt“, betont LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. Die 17.550 Dosen Spezial-Impfstoff für Über-65-Jährige und jene für die Kinder wurden bereits beinahe gänzlich ausgeliefert. Von den 40.000 Dosen für die Allgemeinbevölkerung sind hingegen nur 20.000 gekommen. Der Rest, so befürchtet man, werde wohl nicht mehr eintreffen. „Trotzdem werden wir auf die gesamte Saison gesehen sehr viel mehr verimpfen als in den Vorjahren“, prognostiziert Monika Aichberger.

Quer durch die Bevölkerung

In Oberösterreich ist der Andrang zur Grippeimpfung  deutlich größer als in den Vorjahren, die Nachfrage gehe quer durch die Bevölkerung und durch alle Altersschichten, so Thomas Veitschegger, Präsident der oö. Apothekerkammer.

Viele Firmen würden für ihre Mitarbeiter  bestellen. Dementsprechend gibt es noch immer Wartelisten. Es würden zwar immer wieder Kontingente in den Apotheken eintreffen, aber es wurde nicht alles geliefert, was bestellt wurde.

Beim Hausarzt

Die Österreichische Gesundheitskasse hat in Oberösterreich 311 Allgemeinmediziner-Ordinationen mit Grippeimpfstoffen versorgt. Hier gibt es laut Kasse sogar vereinzelt Rückmeldungen, dass bei den Ärzten mit ÖGK-Kontingent Impfstoffe übrig bleiben werden, da Risikopatienten diese zwischenzeitlich in der Apotheke gekauft haben.

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"Negatives Testergebnis ist kein Freifahrtsschein"

Massentests. „Niemand darf sich in falscher Sicherheit wiegen. So ein Test ist nur eine Momentaufnahme. Wer heute negativ ist, kann zwei Tage später positiv sein“, sagt Rainer Gattringer, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. Diese Ansicht teilt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Keplerklinikum in Linz: „Die Basis-Maßnahmen wie Abstandhalten, Mund-Nasen-Schutz und eine entsprechende Handhygiene müssen  weiterhin eingehalten werden. Ein negatives Testergebnis ist kein Freifahrtsschein.“

150 Standorte, 600 Teststraßen

Rund 1,4 Millionen Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher haben von 11. bis 14. Dezember die Möglichkeit, kostenfrei auf Covid-19 getestet zu werden. Die Massentestungen sollen helfen, Infizierte rasch zu erkennen und abzusondern, sowie die Infektionszahlen vor Weihnachten weiter zu senken. Es gibt 150 Standorte, verteilt über das gesamte Bundesland, an denen knapp 600 Teststraßen zur Verfügung stehen werden.

Um die Teststationen zu betreiben und einen geordneten Ablauf ohne Ansteckungsrisiko garantieren zu können, werden pro Testtag etwa 5.700 Personen, bestehend aus medizinischem Fachpersonal, Verwaltungspersonal sowie Personen mit unterstützenden Tätigkeiten, im Einsatz sein. Die Anmeldung für die Testtermine startet ab Montag, 7.12.2020 (ausgenommen Bildungspersonal): www.oesterreich.gv.at.

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Bernd Lamprecht leitet die Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Kepleruniklinikum

„Je mehr Menschen teilnehmen, desto genauer wird natürlich das Bild“, sagt Lamprecht. Jetzt gehe es um die Mitwirkungsbereitschaft jedes Einzelnen: „Jeder hat die Möglichkeit, seinen Beitrag zu leisten.“ Die Kosten der landesweiten Massentestung seien zu rechtfertigen, „denn jeder Tag länger im Lockdown kostet wesentlich mehr“, sagt der Lungenspezialist.

Übrigens: Apotheken in Oberösterreich und in Wien bieten  vereinzelt bereits PCR-Gurgeltests an, die auch von den Behörden anerkannt werden. In beiden Bundesländern soll das Service nun rasch weiter ausgebaut werden. Die Tests kosten zwischen 145 und 150 Euro, so die Infos der Apothekerkammer.

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Spitalspersonal und Heimbewohner vor

Corona-Impfung. „Ich denke, dass man Ende Jänner, Anfang Februar damit rechnen, dass die Impfungen in Österreich beginnen. Und dann haben natürlich Risikopopulationen Vorrang“, sagt Rainer Gattringer, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. Davon geht auch Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Keplerklinikum in Linz, aus: „Im Dezember wird es sich nicht mehr ausgehen. Aber für Ende Jänner, Anfang Februar bin ich sehr optimistisch.“ Es gehe auch darum, mit welchem der drei Lieferanten Österreich dann welche Lieferkonditionen verhandle.

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Rainer Gattringer ist Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen

„Es ist sinnvoll, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Spitälern sowie Bewohnerinnen und Bewohner in Seniorenheimen sowie deren Betreuungspersonal zuerst zu impfen. Das sind die neuralgischen Punkte in der Infektionskette“, so Lamprecht.

Bezüglich der Sicherheit der Impfung zeigt sich der Lungenprimar optimistisch: „Hier wurde innerhalb von sieben bis zehn Monaten etwas entwickelt, das üblicherweise sieben bis zehn Jahre dauert. Aber nicht, weil alle so schnell und schlampig gearbeitet haben. Sondern, weil viele Phasen in der Entwicklung gleichzeitig und nicht hintereinander durchgeführt wurden. Und weil die Zulassungsbehörden von Anfang an in die Prozesse eingebunden wurden und nun viel schneller Entscheidungen treffen können.“ Es stimme, die Langzeitfolgen der Impfung ließen sich derzeit noch nicht einschätzen, „wir kennen aber auch die Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion bis dato nicht.“
Die anstehenden Massentests in  Österreich sieht Bernd Lamprecht als „Logistiktest und gute Generalprobe“ für die bevorstehende Corona-Impfung, bei der dann ja auch sehr viele Menschen geimpft werden würden.

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