Stadt Linz errichtet Erinnerungsstelen für jüdische NS-Opfer

Mit Klingeln. Sollen personalisiertes Gedenken auch in Linz möglich machen.

Im Linzer Stadtteil Urfahr ist am Donnerstag die erste „Erinnerungsstele“ für jüdische Opfer des Nationalsozialismus errichtet worden. Diese sowie weitere derartige Denkmäler, die bis zum Sommer aufgestellt werden, verfügen als aktives Element über eine Klingel bei jedem Namen und sollen ähnlich der „Stolpersteine“ in anderen österreichischen Städten ein personalisiertes Gedenken an die ermordeten Jüdinnen und Juden aus dem Linzer Stadtraum ermöglichen.

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) wies bei der Pressekonferenz im Rahmen der Errichtung der ersten Stele darauf hin, dass das Projekt durchaus kontroversiell diskutiert und die Stadt Linz auch vielfach dafür kritisiert worden sei, einen eigenen Weg gehen zu wollen. Dennoch habe man sich letztendlich für die Ausschreibung eines jurierten Wettbewerbs entschieden, aus dem der Entwurf von Andreas Strauss als Sieger hervorgegangen ist.

Aus Messing

Sein Entwurf besteht aus einer Messingstele, in die Namen sowie Angaben zu Deportation, Ermordung oder Flucht von Jüdinnen und Juden, die in der Nähe des Denkmals ihre letzte frei gewählte Wohnadresse hatten, graviert ist. Links neben jedem Namen ist eine mechanische Klingel angebracht, so als könnte man bei der Person anläuten. Gleichzeitig erinnert diese auch an den Moment des gewaltsamen Abholens, so der Künstler.

Stadt Linz errichtet Erinnerungsstelen für jüdische NS-Opfer

Die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Herman, bezeichnete es als „emotionalen“ Moment, als Strauss die Klingeln als zentrales Element seines Entwurfs präsentiert habe. Der israelische Botschafter Mordechai Rodgold hob hervor, dass der Entwurf nicht nur einen Sinn - das Sehen - anspreche, sondern man die Stele auch berühren und die Klingeln hören könne. Er betonte: „Ich bin sehr froh zu sehen, dass diese Erinnerungsarbeit auf nationaler und auch lokaler Ebene gefördert wird. Die würdige Erinnerung an jüdische Männer, Frauen und Kinder, die in der Shoah von den Nazis und ihren Helferinnen und Helfern ermordet worden, ist die Basis, auf der wir heute eine bessere Zukunft bauen können.“

Als Ergänzung zu den physischen Denkmälern ist auch eine Website, www.linzerinnert.at, eingerichtet worden, auf der laufend die Standorte der bereits errichteten Stelen eingezeichnet und die Namen um Kurzbiografien - soweit verfügbar - ergänzt werden.

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