„Sport ist nicht nur ein Anhängsel“
„Mehr Raum für den Sport“ möchte der neue Union-Präsident Peter McDonald (45) schaffen: „In den Köpfen der Menschen und in der Politik.“ Sport wirke positiv in nahezu alle Gesellschaftsbereiche hinein. Er vermittle Werte wie Fairness und Teamgeist, fördere Leistungsorientierung, stärke den sozialen Zusammenhalt und habe vor allem einen enormen gesundheitsfördernde Wirkung.
Freilich stehe Sport heutzutage in einem Konkurrenzverhältnis zu vielen anderen Freizeitaktivitäten. Umso mehr müsse er im Sinne seiner gesamtgesellschaftlichen Bedeutung forciert werden. Und das könne nicht früh genug beginnen. McDonald schließt sich ÖFB-Präsident Leo Windtner an, der im vorwöchigen OÖ-KURIER ein nationales Sportprogramm gefordert hat. Es gebe ein eklatantes Bewegungsdefizit speziell bei Kindern, was in absehbarer Zeit zu massiven Gesundheitsdefiziten führen werde. Die seit Langem diskutierte tägliche Bewegungseinheit in den Schulen sollte endlich umgesetzt werden, verlangt der Fußballboss.
Wie Windtner sieht auch McDonald in erster Linie die Politik gefordert, dem Sport den ihm gebührenden Stellenwert einzuräumen. Dieser finde dort „hauptsächlich in der positiven Wahrnehmung“ statt, also quasi zur Imagepflege im Lichte von großen Events und strahlenden Siegern. In der politischen Realität sei Sport hingegen zumeist nur ein Anhängsel, kritisiert der Union-Präsident. So werde er bei Regierungsverhandlungen am Ende zumeist irgendeinem Ressort zugeschlagen. „Sport sollte jedoch als einer der wichtigsten Politikbereiche verstanden werden“, fordert McDonald ein Umdenken.
4400 Vereine
Er weiß, wovon er spricht. Schließlich kommt er aus der Politik. Der gebürtige Welser war von 2015 bis 2016 ÖVP-Generalsekretär und wechselte als Manager zur Österreich-Tochter des US-Pharmazie- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson. Seit Anfang Juli steht er der Sportunion mit ihren knapp 4400 Vereinen und 920.000 Mitgliedern vor.
Konkret nennt McDonald drei strategische Ansätze.
Erstens: Schon die Kleinsten spielerisch an Sport heranzuführen, sei ein Gebot der Zeit. „Wir müssen noch früher ansetzen, als wir bisher gedacht haben.“ Deshalb sollten Kindergärten Kooperationen mit Sportvereinen eingehen. Kinder seien von Natur aus an Bewegung interessiert, das gelte es zu nützen. An Bedarf und Interesse mangle es keinesfalls: „Wenn wir Eltern-Kind-Turnen anbieten, gibt es einen Zulauf wie bei einem Rolling-Stones-Konzert.“
Ganztagsschulen
Zweitens: Der gesellschaftliche Wandel erfordere zunehmend Ganztagsschulen, was die Freizeit der Kinder einschränke. Umso mehr brauche es schulische Sportangebote. „Es muss nicht immer ein Lehrer sein, der mit den Kindern Sport macht. Das kann auch vom Verein geleistet werden.“ Das sollte vor Ort unkompliziert möglich sein, verlangt McDonald den Abbau bürokratischer Hürden.
Mehr Sportstätten
Drittens: Mehr Geld. Österreich investiere sehr viel in das Gesundheitssystem, was sich in der Lebenserwartung der Menschen niederschlage. „Hier liegen wir im Spitzenfeld“, sagt McDonald. Bei den Jahren, die die Menschen im Alter in guter Gesundheit verleben, hinke Österreich hingegen hinterher.
Die Schlussfolgerung des Sportfunktionärs daraus: Würde „nur ein kleiner Prozentsatz der Gesundheitsausgaben zum Sport umgeleitet“, könnte hier eine deutliche Verbesserung erreicht werden, was eine nachhaltige Investition wäre. Oder anders gesagt: Sportstätten statt Spitalsbetten.
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