So ein Schatten ist etwas Cooles

Seppy mit der Echse am Strand
Im Sommer ist mir manchmal langweilig. Da gehe ich an den Strand. Von Christa Koinig.

Das Gesicht ist zwar frisch geschminkt, das Gewand gewaschen, aber der Theaterstart ist noch weit entfernt. Da kommt es mir recht, mich ins Gepäck meiner Menschen zu schummeln, wenn sie verreisen. Als kleine Puppe passe ich locker in eine Badetasche. 

Diesmal ging es an einen Strand mit ganz viel Sand. Nur eine einsame Palme stand da, und ich begann zu zweifeln, ob es eine gute Idee war, mitzukommen. Meine Menschen haben mich beim Auspacken natürlich entdeckt und einfach in den Sand gelegt. Dann sind sie ins Wasser gesprungen und vergnügt in den Wellen geschwommen.

Ich könnte mich zwar locker irgendwo hindenken und hätte mich auch ins Wasser wünschen können, aber dazu war ich zu faul. Also blieb mir nichts anderes übrig, als in der prallen Sonne zu sitzen. Mein kleiner Körper warf nur ein wenig Schatten, und genau da hatte es sich eine Echse gemütlich gemacht.

Im Schatten der Palme

Doch langsam kroch die Angst in mir hoch, dass ich hier im heißen Sand einfach vertrocknen könnte, und was geschieht dann mit der kleinen Echse? Gerade als ich versuchte, meine Gedanken zu beruhigen, hörte ich eine Stimme: „Kommt doch zu mir! Hier ist es kühl.“ Ich schaute mich um, aber da war niemand. 

Schließlich entdeckte ich sie – die große alte Palme hatte gesprochen. „Meinst du mich?“, fragte ich und lehnte mich an ihren Stamm. „Ja, dich und deinen ständigen Begleiter meine ich“, sagte die Palme. „Wen bitte?“, fragte ich verdutzt. „Na, deinen Schatten“, antwortete sie. Wir ließen uns also im Schatten der Palme nieder, ich, mein eigener Schatten und die kleine Echse. So ein Schatten ist echt etwas Cooles.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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