"Viele Schicksale sind von dieser Übernahme betroffen"
Dichte Wolken verdüsterten am Mittwoch den Himmel über der Zentrale der Siemens VAI in der Turmstraße in Linz. Ein Bild, das auch gut zur Stimmung eines Großteils der Belegschaft passte. Ratlosigkeit und Sorge über die Zukunft des Standorts dominierten bei der Mehrheit der Mitarbeiter. Offiziell wollte sich aber zur Übernahme durch Mitsubishi Heavy Industries (MHI) mit Ausnahme des Betriebsrats keiner äußern.
"Mir geht es nicht gut, ich mache mir Sorgen, weil von dieser Entscheidung so viele Schicksale betroffen sind", zeigte sich Gerhard Bayer, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrats, am Mittwoch bestürzt. Um 7 Uhr Früh waren die 1600 Beschäftigten des Industrieanlagenbauers in einer internen Mitteilung über den Verkauf informiert worden. Geplant ist ein Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen) mit dem japanischen Konzern. Dieser wird 51 Prozent übernehmen, Siemens behält vorerst 49. Das Headquarter soll nach Großbritannien verlegt werden. Dass dieser Schritt auch einen Personalabbau in Linz zur Folgen haben könnte, gilt als wahrscheinlich.
Ärger & Sorge
Bayer kritisierte im KURIER-Gespräch, dass die Mitarbeiter von dem Verkauf nicht eher erfahren haben. Seit Jänner sei die Siemens Konzernleitung in München wiederholt kontaktiert worden, aber weder die Belegschaftsvertretung noch die Linzer Führungskräfte hätten Informationen erhalten. "Das ist sehr ärgerlich."
Welche Konsequenzen sich aus dem japanischen Einkauf im Detail ergeben, soll der Belegschaft heute, Donnerstag, durch Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun im Linzer Design Center bekannt gegeben werden. "Uns erwartet eine unruhige – wenn nicht sogar schlaflose – Nacht", betonte Bayer. Völlig widerstandslos will man den Deal aber nicht hinnehmen. Ab 8.30 Uhr werde sich heute von der VAI-Zentrale ein Protestmarsch zum Design Center in Bewegung setzen. "Die Mitarbeiter wollen auf die Weise ein Zeichen ihrer Traurigkeit, Ungewissheit und Betroffenheit zum Ausdruck bringen", erklärte der Betriebsrat. Er bedauert massiv, dass keine österreichische Lösung zustande gekommen sei.
Reaktionen
Auch in der oö. Landesregierung ist man über die Pläne, das Headquarter des neuen Joint-Venture künftig in Großbritannien ansiedeln zu wollen, wenig erfreut. Landeshauptmann Josef Pühringer (VP), SP-Chef Reinhold Entholzer, Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (VP), FP-Obmann Manfred Haimbuchner und Grünen-Chef Rudi Anschober sprechen sich dagegen aus. "Wir haben im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen, dass am Standort Linz Know-how gebündelt ist und dieser daher auch im künftigen Gemeinschaftsunternehmen eine wichtige Rolle spielen muss." Das sei ein Nachteil für den Standort.
Die Landesspitze wird von Siemens-Vorstand Wolfgang Hesoun heute Früh über die Sachlage aufgeklärt.
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