„Magst du mich? Ich mag dich sehr!“
von Christa Koinig
Tini ist ein liebes Mädchen aus der Nachbarschaft, ich mag sie sehr. Aber ich weiß nicht, ob sie mich auch mag. „Was machst du da?“ Omama hatte mich erwischt, als ich dabei war, der schönen Margerite ein Blütenblatt nach dem anderen abzuzupfen und dabei zu zählen: sie liebt mich... sie liebt mich nicht.... „Ich möchte wissen, ob Tini mich mag“, hab’ ich gesagt.
„Na dann frag’ sie doch.“ Und ich ganz kleinlaut, „Ich trau’ mich nicht.“ „Warum denn?“ fragte Omama wieder, und meine Antwort war „weil ich Angst davor habe, dass sie Nein sagen könnte.“ „Das kann ich verstehen, mir ist es auch oft so ergangen.“
Omama, warst du mal verliebt?
Wie bitte? Unsere Omama wollte in echt wissen, ob sie jemand mag? Sie ist herzlich und verständnisvoll, sie ist gescheit, sie weiß immer einen Rat, sie ist stets für uns da. Man kann sie nur lieb haben, sie ist die beste Omama! Aber wie so oft, sie hatte mich durchschaut. „Seppy, glaubst du, ich war immer eine alte, kluge Omama? So wie alle anderen Omas war auch ich einmal ein junges Mädchen voller Neugier und voller Flausen im Kopf. Aber das ist sehr lange her.“
Und ich hab’ geglaubt, Omama war immer so, wie sie heute ist, eine liebe, gutherzige, fröhliche .... ältere Dame. Aber jetzt wurde ich erst recht neugierig und wollte wissen, „Omama, warst du auch einmal verliebt?“
„Naja, da müsste ich überlegen. Es ist schon lange her. Ja, ich glaub’ schon. Einmal sicher, nein es war doch öfter. Ja, ich war sehr oft verliebt. Und darum weiß ich auch, wie es dir jetzt geht“.
Da kam Tini plötzlich um die Ecke gebogen, und rief: „Hallo Seppy! Ich wollte dich nur was fragen. Magst du mich eigentlich? Weil ich mag dich sehr!“ Dann hat sie mir noch ein Busserl auf die Wange geschmatzt. Wie es mir jetzt geht, brauch ich euch wohl nicht zu sagen.
Kommentare