Jeder findet seinen Platz in der Welt

Jeder findet seinen Platz in der Welt
Wie aus einem Geschenk für einen Freund schließlich die Figur der Omama entstand

von Christa Koinig

Ich bin draufgekommen, dass ich die älteste Figur im Linzer Puppentheater bin. Ich war nämlich die allererste Puppe, die für diese kleine Bühne gebastelt wurde. Und da es unser Puppentheater bereits seit mehr als fünfzig Jahren gibt, bin ich auch schon so alt. In meinem Puppenherzen bin ich aber der kleine Lausbub geblieben. Anfangs hab’ ich Sepperl geheißen und auch noch ein wenig anders ausgesehen, mit Lederhose, Trachtenhut und Ringelstutzen. Jetzt trag’ ich ein T-Shirt und Jeans, und ich heiße Seppy. Fast zur gleichen Zeit ist natürlich der Kasperl dazugekommen, nach und nach viele andere Figuren.

Eine besondere Geschichte

Unsere Omama jedoch, die hat eine ganz besondere Geschichte. Ich erzähle oft von ihr, denn sie weiß immer einen Rat, wenn’s einmal nicht so rund läuft, und sie kennt sich in der Welt aus wie niemand anderer. Omama sollte ursprünglich eine ganz andere Figur werden, und zwar ein Geschenk für einen Freund unserer Puppenbastlerin.

Sie wollte ihn mit seinem genauen Abbild überraschen. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ein Foto dieses Burschen lange Zeit herumgelegen ist, und tagelang wurde an dem Gesicht und der Figur herumgeformt, bis alles genau so ausgesehen hat wie auf dem Bild. Doch als dann die Puppe endlich fertig war, ist die Freundschaft zerbrochen. Ich glaube, mehr brauche ich euch jetzt nicht zu erklären. Kurzerhand hat der Kerl eine Perücke bekommen, ein wenig Schminke und ein fesches Kleid, und schon wurde unsere Omama draus. Ziemlich krass, oder? Aber während ich noch darüber nachsinne, sagt Omama mit ihrer sanften Stimme, „jeder findet seinen Platz in der Welt. Irgendwann.“

Christa Koinig ist die künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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