Die Kunst des Aufräumens

Die Omama bringt Mimi vom Flohmarkt mit
Vom Sorgenpüppchen, das partout nicht ausgemistet werden wollte

von Christa Koinig

„Alles im Leben kommt irgendwann zu dir zurück“, sagt Omama oft zu mir. Ich glaub’, ich weiß jetzt, wie das gemeint ist. Ich hatte für mich ein Sorgenpüppchen gebastelt, dem ich alles anvertrauen wollte. Doch anstatt mir zuzuhören, hat mir das Püppchen von seinen Problemen erzählt, nämlich, dass es keinen Namen hat und Beine hatte ich ihm auch nicht gemacht. Weil es ständig vor sich hin genörgelt hatte und ich nur „mimimi“ verstanden hab’, hab’ ich das Püppchen einfach Mimi genannt. Beinchen hat Mimi auch bekommen.

Sie hat sich darüber sehr gefreut, ich aber weniger. Denn kaum waren die Beine dran, ist sie im Zimmer herumgelaufen, hat überall herumgestierlt und sich aufgeregt, weil’s so unaufgeräumt ist bei mir. Sie hat mir gezeigt, was ich alles entsorgen könnte und wie ich Ordnung in mein Zimmer bringe. Sogar von Entrümpeln hat Mimi geredet. Zuerst das Gewand, das ich nicht mehr trage, dann Bücher, Zettel, Krimsikramsi und Erinnerungsstücke. Ich soll nur das behalten, was mich fröhlich macht, sagte sie.

Alles im Leben kommt zurück

Das hab’ ich dann auch getan, vieles hab’ ich weggeworfen und einiges zum Flohmarkt gebracht. Und tatsächlich, es ist nicht viel übrig geblieben, und mit dem Wenigen war ich dann auch ziemlich glücklich. Dann ist mir aufgefallen, dass ich auch Mimi entsorgt hatte, und irgendwie war ich sogar ein wenig froh darüber. Bis gestern, denn da war Flohmarkt-Tag. Unsere Omama geht gern dort hin, weil sie manchmal ein Schnäppchen findet. „Seppy, schau mal, was ich gefunden hab’. Ich schenke es dir!“, und sie hat mir freudestrahlend ein kleines Sorgenpüppchen überreicht. Es war Mimi! So kommt alles im Leben zurück.

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