Senta Berger hält Festrede zur heutigen Eröffnung des Brucknerfestes

Senta Berger mit Plädoyer für Menschlichkeit

Linz. Das Internationale Brucknerfest setzt unter dem Motto "nah und fern" seine Reise in den Fernen Osten fort. Mit dem Partnerland Südkorea besuchen 2016 wieder zahlreiche renommierte asiatische Künstler das Brucknerhaus Linz. Nach einigen Auftakt-Konzerten während der vergangenen Tage wird heute, Sonntag, im Brucknerhaus große Eröffnung gefeiert. Bis 29. Oktober können sich Kulturfreunde über ein hochkarätiges Programm aus verschiedenen Sparten freuen.

Aus Scheitern gelernt

Der Stargast der heutigen Eröffnung ist Schauspielerin Senta Berger, die ihre Rede mit "Das Leben wird nach vorne gelebt, aber von rückwärts verstanden" betitelt. Blumig schildert sie ihre Kindheit mit ihrem musikbegeisterten Vater im Wiener Gemeindebau, ihre erste Lesung im Brucknerhaus, die aufgrund ihrer Länge die Geduld der Zuhörer auf die Probe stellte: "Nach einer weiteren Stunde war ich mit einer Handvoll Zuschauern im großen Saal, hier alleine. Sie applaudierten, ich weinte fast. Damals war ich niedergeschlagen. Heute sehe ich die Situation anders. Durch Scheitern lernt man."

Senta Berger erinnert sich auch an die Schwere des Krieges und an die bedrückende Zeit danach, an die Flüchtlinge, die damals nach Österreich kamen. Und an ihre Erlebnisse im Ausland, etwa in Italien, England oder in Pakistan, die ihren Horizont erweiterten, sie schnell lernen, manchmal die Heimat vermissen und die Bürde der Ferne spüren ließen. Vor allem in Hollywood wurde sie als Österreicherin mit Vorurteilen konfrontiert. Und dass sie sich intensiv mit der Geschichte Österreichs auseinandersetzen musste und wollte: "Ich musste alles wissen, was die Schulen in Österreich versäumt hatten, meiner Generation zu lehren."

Die Flüchtlingskrise thematisiert Senta Berger ebenso: "Ja, wir werden Auseinandersetzungen haben, tief greifende Veränderungen. Wir werden Sympathien für manche, viele Flüchtlinge empfinden und für andere Misstrauen und Abwehr. Wir werden uns aber immer an unsere Mitmenschlichkeit erinnern und die Politik sollte und wird uns darin vorangehen. Jeder ist Jemand. Das ist meine Überzeugung."

Programm-Highlights

Höhepunkte aus dem Programm des Brucknerfestes: Klaus-Maria Brandauer schlüpft am 20. 9. in sämtliche Rollen von Shakespeares "Sommernachtstraum". Beim Fest Koreanischer Stimmen am 25. 9. zeigt der renommierteste Chor Südkoreas sein Können. In der Stiftsbasilika in St. Florian gibt das Bruckner Orchester am 29. 9. Bruckners Siebente zum Besten. Und am 6. 10. steigt die große Gala der italienischen Oper – mit allen Finalisten und Preisträgern des Competizione dell´Opera 2016.

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