Bisher größte Kalkbrennanlage des Römischen Reiches entdeckt. Mehrere tausend Fundobjekte geborgen.
13.07.16, 16:05
Archäologen haben einen Sensationsfund in Enns bekannt gegeben. Demnach wurde dort die bisher größte bekannte Kalkbrennanlage in den Rhein-Donau-Provinzen des Römischen Reiches entdeckt. Sie war Voraussetzung für die rege Bautätigkeit der Römer, als diese an der Wende des 2. und 3. Jahrhundert Militär in Enns stationierten. Bei der OÖ. Landesausstellung 2018 wird sie einen der Höhepunkte bilden.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) als Kulturreferent, dem Ennser Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SPÖ), sowie Stefan Traxler vom Landesmuseum und Felix Lang von der Universität Salzburg als mit der Ausgrabung befasste Wissenschafter wurde der Fund am Mittwoch in Enns präsentiert. Es handelt sich um eine Batterie von insgesamt zwölf Brennöfen. Erste Spuren davon fanden sich bereits 2008 bei einem Straßenbau. Seit dem heurigen April führen dort Archäologen eine Ausgrabung durch und legten einen der Öfen mit einer Höhe von über vier Metern und einem Durchmesser von 3,8 Metern frei. "Es handelt sich zweifellos um einen der besterhaltenen römischen Kalkbrennöfen überhaupt" lautet ihr Befund.
Damit nicht genug weist die Entdeckung noch eine Besonderheit auf: In der Spätantike - vermutlich im Laufe des 4. Jahrhunderts - wurde der Ofen nur noch als "Mülleimer" verwendet. So konnten daraus mehrere tausend Fundobjekte geborgen werden. Darunter nicht nur Ziegel und einige Metallobjekte wie Münzen und diverse Keramik, sondern auch Knochenteile von Rindern, Pferden beziehungsweise Maultieren, Ziegen und Schafen sowie von einem Hund. Besonders jubeln die Ausgräber aber über die Fragmente von zwei Herkules-Statuen sowie einen vollständigen Weihealtar. Die Steindenkmäler hätten vermutlich im Ofen zu Kalk gebrannt werden sollen, doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Deswegen hat das Ausgrabungsprojekt auch den Titel "Hercules im Kalkbrennofen" bekommen.
Die Kalkbrennerei der Römer war die Voraussetzung für ihre bis heute gerühmte Baukultur. Ohne Kalk wäre die Gussmörteltechnik nicht möglich gewesen, mit der unter anderem das Pantheon, die Kaiserthermen, Aquädukte und Hafenanlagen errichtet wurden. Ohne sie gäbe es auch keine Estrichböden oder Fresken auf Wandputz.
Die OÖ. Landesausstellung 2018 trägt den Arbeitstitel "Die Römer am Donaulimes in Oberösterreich". Im Zentrum steht dabei Enns/Lauriacum, wo die 2. Italische Legion stationiert war - der größte militärische Stützpunkt der Provinz Noricum - und sich auch eine große Zivilsiedlung mit geschätzten 20.000 Einwohnern befand. Das heutige Enns hat 12.000 Einwohner. Für die Landesausstellung soll die Schausammlung im Museum Lauriacum neu aufgestellt werden. Dort soll die Bedeutung der Römer für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region aufgezeigt werden. Weiters geplant ist die Attraktivierung der römischen Baureste in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Lorch und eine Schaugrabung an einem weiteren Kalkbrennofen.
Schauplätze der Landesausstellung sollen auch das Schlossmuseum in Linz - damals Lentia - und eine freigelegte, besonders gut erhaltene Badeanlage aus der Römerzeit im Bereich der malerischen Schlögener Schlinge der Donau werden.
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