Schülerin rettete ihrem Nachbarn das Leben

Retterin Vanessa Baier (li.) vor der Wohnungstür ihres Nachbarn.
Pensionist erlitt Schwächeanfall und lag hilflos in stark verrauchter Wohnung.

Als Vanessa Baier am Mittwochabend, kurz vor 23 Uhr, im elften Stock ihres Hochhauses in Braunau aus dem Lift stieg, fiel ihr leichter Brandgeruch auf. In den Ferien arbeitet die Schülerin für ein Industrieunternehmen – sie kam von der Mittagsschicht nach Hause.

"Es hat irgendwie nach verschmortem Plastik gerochen. Zuerst hab’ ich noch gedacht, das wird schon nichts sein, dann hat es mir aber keine Ruh’ gelassen", erzählt die 18-Jährige. Sie verständigte umgehend ihre Mutter, die als Hausmeisterin für das Gebäude verantwortlich ist. Auch Renate Baier kam das brandige Aroma verdächtig vor. Sicherheitshalber klingelten die beiden aber noch Vanessas Onkel aus dem Bett, der im 12. Stock eine Wohnung hat: "Wir haben dann zu dritt versucht, die Geruchsquelle aufzuspüren."

Hilflos am Boden

Als sie im Stiegenhaus zu Fuß von Etage zu Etage hinabging, wurde der Gestank immer ärger. Vanessa Baier: "Vor allem im 9. Stock hat es ganz intensiv gerochen." Es deutete schließlich auch alles daraufhin, dass der Brandgeruch aus der Wohnung eines 85-jährigen, bereits einigermaßen gebrechlichen Nachbarn stammt. "Bei Herrn N. hat zwar Licht gebrannt, er hat aber weder auf unser Klopfen noch auf Läuten reagiert." Mutter Renate Baier alarmierte daraufhin die Polizei. Von der Exekutive wurde auch die Feuerwehr hinzugezogen, die mit 26 Mann und sechs Einsatzfahrzeugen anrückte. Gewaltsam verschafften sie sich Zutritt zur versperrten Wohnung.

"Es bestand Gefahr in Verzug, wir mussten die Tür daher eintreten", erklärt Einsatzleiter Klaus Litzlbauer. Die Wohnung sei schon stark verraucht gewesen. Ein Atemschutztrupp durchsuchte alle Räume und stieß in der Küche auf den hilflos am Rücken auf dem Boden liegenden Wohnungsmieter.

Litzlbauer: "Die Situation war schon kritisch – der alte Mann war zwar noch bei Bewusstsein, allerdings nicht mehr ansprechbar." N. hatte eine Rauchgasvergiftung erlitten. Im Stiegenhaus wartete bereits ein Notarztteam auf den 85-Jährigen und transportierten ihn ins Spital.

Im Krankenhaus

Ermittlungen ergaben, dass sich der alte Mann am Herd Kaffee kochen wollte und einen Schwächeanfall erlitt. Durch die Hitzeentwicklung geriet neben der Herdplatte ein Plastiksack in Brand. Hätte Vanessa Baier den Brandgeruch ignoriert, wäre N. vermutlich nicht zu retten gewesen: "Am Freitag besuchen wir ihn im Krankenhaus."

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