"Schnorrerkönig": Mindestrentner in High Society

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel (li.) gehört zu Reingrubers Mäzenen
Dank seines Schmähs und Beharrlichkeit findet ein Linzer Ex-Knecht spendable Gönner.

"Meine Kreditkarte ist der Schmäh – damit bin ich schon rund um die Welt gekommen und hab’ jede Menge Prominenz kennengelernt, die ihr Geldbörsl auch ein bisserl aufgemacht und mich eingeladen hat", sagt Rudi Reingruber und fischt zum Beweis eine Mappe mit Fotos und alten Zeitungsausschnitten aus der Tasche.

Vor allem in der Sportszene findet der – laut Eigendefinition – "bunte Hund aus Linz" immer wieder gnädige Mäzene. "Ich bin aber kein Bettler, sondern bringe die Leute zum Lachen – ein bisserl eine Gegenleistung sollte dafür schon drinnen sein", sagt der 72-Jährige augenzwinkernd.

"Schnorrerkönig": Mindestrentner in High Society
Schnorrerkönig Rudi Reingruber, Sportentertainer, Unterhalter, Linz, OÖ
Als "Schnorrerkönig" mit Talent zu launigen Stimmparodien und improvisierten Sportreportagen hat er sich im Lauf der Jahrzehnte einen gewissen Ruf erarbeitet. Selbst in den feinsten Hotels und Lokalen beispielsweise in Nobel-Orten wie St. Moritz oder Kitzbühel hat Reingruber mit seinen Darbietungen schon für Lacher und gute Stimmung gesorgt. "Ich spiele gern den Hofnarren oder den Hanswurst für die Reichen und halte dann meine Hand auf." Seine Geldsammlungen per Hut sind legendär. Einmal ist für ihn auch Hermann Maier bravourös eingesprungen – die Kopfbedeckung war anschließend randvoll. "Allein damit hab’ ich noch zu Schilling-Zeiten steuerfrei mehr als eine Million verdient." Geblieben ist ihm allerdings nichts. "Die Spesen waren halt nicht wenig", beteuert Reingruber, der einmal auch in der Barbara-Karlich-Show zum Thema "Leute, die mit Geld nicht auskommen" ins TV-Studio eingeladen war. Sein Motto: "Gib dein Geld aus, so lange du lebst."

Globetrotter

Seit mehr als 40 Jahren führt der 72-jährige Mindestrentner ein Leben zwischen Armut und Jet Set. Mit Wortwitz und Beharrlichkeit gelingt es dem einstigen Bauern-Knecht, der nur sieben Klassen Volksschule absolviert hat, immer wieder, spendable Gönner aufzutreiben. Diese helfen ihm, für Tage oder Wochen aus seiner 24-m²-Wohnung ohne Badezimmer in Linz-Kleinmünchen auszubrechen und an Orte zu reisen, wo sich die Reichen und Schönen ein Stelldichein geben. Reingruber war etwa bei den Filmfestspielen in Cannes, bei Fußball- und Alpinski-Weltmeisterschaften und hat jahrelang das österreichische Ski-Nationalteam bei Rennen begleitet. Neben Geld wird er dank seines Mundwerks auch immer wieder mit VIP-Tickets belohnt: "Ich bin angewiesen auf Sponsoren, die Verständnis für mich aufbringen – mit den 872 Euro monatlich wären meine Träume nicht zu verwirklichen."

Einer davon war seine Reise nach Los Angeles, wohin ihn das Fernweh 2013 getrieben hat. "Ich hab’ den Harti Weirather um Hilfe gebeten, der hat mir 1000 Euro überwiesen, damit waren die Flugkosten gedeckt", sagt Reingruber. In L. A. rief er den Tiroler Ex-Skirennläufer und Multimillionär Klaus Heidegger an. "Wo bist denn Rudi, in Linz?’ hat er mich gefragt", erzählt Reingruber. "Nein, in Hollywood", erwiderte er. Heideggers Antwort: "Dann kommst zu mir."

Der Unternehmer lud ihn zum Frühstück ein, nahm ihn einen Tag lang auf seiner Geschäftstour mit und steckte ihm zum Abschied noch 500 Dollar zu. "Und das alles ist bei ihm vollkommen auf Augenhöhe passiert."

Reingruber schwärmt auch von den menschlichen Qualitäten des Ex-Casinos-Austria-Chefs Leo Wallner: "Ein feiner Mensch, der mich jahrelang gesponsert und mir in finanziell knappen Zeiten geholfen hat." Auch für Ex-Herren-Alpinchef Toni Giger, Ski-Präsident Peter Schröcksnadel, Karl Schranz (der ihm neue Zähne bezahlt hat) und FC-Bayern-Vorstand Karl Heinz Rummenigge findet er lobende Worte. "Es gibt aber auch andere, wie den Toni Polster, der nichts auslässt und sagt, dass er ja selber nichts hat." Aber nicht nur Sport-Prominente zücken für Rudi ein paar Scheine. Auch Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll bringt es nicht übers Herz, bei seinem langjährigen Bekannten Nein zu sagen. "Erwin, hüf ma, i bin floch", bat Reingruber einst nach einem Damen-Nachtslalom am Semmering. "Er hat mir ohne Zögern tausend Schilling zugesteckt." Das funktioniere aber nur im persönlichen Gespräch. "Sekretärinnen blocken ab."

Nach zwei Tumor-OPs am Bein ist Reingruber gehbehindert. Das hindert ihn nicht, weiter Träumen nachzujagen: Seit Donnerstag ist er beim Skiweltcup in Val d’Isère. Und sein größter Wunsch?: "Noch einmal Amerika, ich glaub’, ich muss wieder mit dem Harti reden."

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