Schnelle Autos, super langsam

Schnelle Autos, super langsam
Hannes Langeders schnittige Fahrzeuge kommen ohne Motoren aus. Sein aktuelles Werk ist ein Zukunfts-Flitzer.

Wenn sich der Linzer Künstler Hannes Langeder in seine neueste Schöpfung, dem FAHRRADI Farfalla FFX, setzt und das Gefährt in Betrieb nimmt, heult kein Verbrennungsmotor auf. Statt kräftig aufs Gaspedal zu steigen, muss der Fahrer des schnittigen Sportwagens in    Fahrradpedale treten.

Gestern, Samstag, hat der Künstler „die Annahme eines zukünftigen Topmodells einer real existierenden Automarke" im Linzer Lentos im Zuge der „Car Culture"-Ausstellung  vorgestellt. „Ich habe Anleihen an Ferraris Topmodell  genommen. Es gibt   Gerüchte, dass er neu aufgelegt wird. Ich habe mir vorgestellt, wie er aussehen könnte und zusammen mit Vorschlägen aus dem Internet in ein eigenes Design umgesetzt", sagt Langeder.
Schon vor zwei Jahren machte der Künstler mit seinem muskelbetriebenen Sportwagen-Fahrrad-Hybrid Ferdinand GT3 RS, einer goldenen Porsche-Nachbildung, von sich reden. Die „schnellen Autos, die super langsam sind", können als Beitrag zum Bedürfnis nach Entschleunigung in der schnelllebigen Zeit verstanden werden.

Nachahmung

Schnelle Autos, super langsam

Mimikry nennt Langeder seine Kunst. Der Begriff stammt aus der Biologie und meint das Nachahmen. „Das ist wie in der Natur, wo  sich eine Fliege   wie eine Wespe tarnt."
Nicht unähnlich war auch das Projekt der  Linzer Philharmonie, ein „Dilettantenorchester", das ein echtes Ensemble imitierte. Der Clou dabei: Die Musiker waren meist Laien, die nach wenigen Proben mit klassischer Musik auf das Publikum losgelassen wurden.

Eine besondere Rolle bei den Projekten Langeders spielt  die Inszenierung. „Nicht nur das Objekt ist wichtig, sondern das gesamte Rundherum." Deshalb schlüpft der Künstler für Fotos   mit seinen   Fahrzeugen in die Rolle eines  modisch nicht ganz geschmacksicheren Herren mit Schnauzer, Toupet und goldener Uhr um das Handgelenk.

„Das ist an Burt Reynolds angelehnt, der früher das Bild vom Auto-Macho verkörpert hat.  Damals war es ein ungetrübter Traum, mit einem Lamborghini der Polizei davon zu brausen", erzählt Langeder, der privat einen Ford Transit sein Eigen nennt. Auch Internetvideos, worin er als schlecht gekleideter  Typ   das Modell aus Plastik erklärt, sind wichtig.
Auf YouTube wurde ein Film über die Testfahrt des  Ferdinand GT am Salzburgring über zwei Millionen Mal angeklickt. Dadurch erregte er die Aufmerksamkeit internationaler Medien. Sowohl das ARD-Magazin „titel, thesen, temperamente" als auch das BBC-Autoformat „Top Gear" widmeten sich dem Künstler, der  sein Atelier in der  Tabakfabrik hat.

Attrappe

Der neue FAHRRADI gehört wie  der Ferdinand GT3 und der Veyron UC  zum 2011 gegründeten MT Racing Team.  Letzterer  ist am Bugatti Veyron angelehnt.  Allerdings gibt es ihn in Wirklichkeit  nicht, er ist lediglich eine mit einem Tuch verhüllte Attrappe.
„Man kann ihn in die Garage stellen und sagen, das ist das teuerste Auto der Welt. Es geht nicht darum, es zu fahren, sondern es zu besitzen." Als Kritik am Kapitalismus will er das nicht verstanden wissen. „Das ist eher eine Hommage an den Kapitalismus."
Als nächstes Projekt schwebt Langeder eine Luxusyacht vor. „Luxusautos habe ich schon, jetzt fehlt nur mehr ein Schiff und ein Flugzeug."  Wer mit dem FAHRRADI Probe fahren will, kann sich  an der Kassa beim Lentos voranmelden.

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