Salzige Lebenskraft vor 7000 Jahren

Welterbe-Blick auf Hallstatt
Teil 1 der Reise in die faszinierende prähistorische Welt. Salz konservierte Arbeitswelt der Ur-Hallstätter.

Wer früh aufsteht, hat meistens Glück. So können wir Wanderer bereits zeitig am Morgen mit der ersten Standseilbahn auf das Hallstätter Salzbergtal fahren und ganz beschaulich durch das historische Gelände des Salzbergs schlendern – ohne Touristenscharen.

Es ist schon ein erhebendes Gefühl, sich auf einem der reichsten und größten prähistorischen Friedhöfe Europas zu bewegen. Kaum zu glauben, wie die Menschen in früheren Zeiten dieses steile Hochtal bestiegen und mit Salz und anderen Handelswaren beladen wieder verlassen haben.

In der morgendliche Kühle steigen wir nach oben zu einem Gedenkbrunnen, der von Clemens Holzmeister, dem Erbauer des Salzburger Festspielhauses, errichtet wurde. Wir rüsten uns für die bevorstehenden wasserlosen 700 Höhenmeter und füllen unsere Flaschen mit frischem Quellwasser. Wasser mag es auch gewesen sein, das die Menschen vor 7000 Jahren auf die Spur des Salzes gebracht hat. Salzhaltige Quellen könnten das Wild und in der Folge auch Menschen angezogen haben. Von der Salzbergalm folgen wir dem "Weg 640" zur Steingrabenschneid. Nach gemütlichen eineinhalb Gehstunden ist die Karstube erreicht, von der es weiter über das geschichtsträchtige Hochmoor "Karmoos" Richtung Gipfel geht. Ein Bretterweg verhindert das Einsinken.

Moor-Archiv

Wie wir später von Hans Reschreiter, einem Archäologen des Wiener Naturhistorischen Museums erfahren, birgt das Hochmoor viele Geheimnisse. Moore sind Landschaftarchive über Jahrtausende. Ablagerungen in diesem Moor geben wertvolle Hinweise auf Lebens- und Wirtschaftsweise der frühzeitlichen Menschen.

Blütenstaub, abgestorbene Wasserinsekten und Algen zeigten, dass hier schon vor Urzeiten Menschen wohnten und auch bereits Land- und Forstwirtschaft betrieben.

In Kürze erreichen wir den Gipfel des Schneidkogels auf 1551 Meter mit einem unvergleichlichen Blick auf den über 1000 Meter tiefer liegenden Hallstätter See und das gegenüberliegende Dachsteinmassiv. Ein Anblick, der wohl auch die Bewohner vor 7000 Jahren nicht unberührt ließ.

Salzwelten

Auf dem Rückweg wählen wir die Variante mit der Markierung 642 und erreichen rasch das historische Gelände der Salzwelten. Unser Weg führt in die Bergschmiede – jetzt das Archäologische Zentrum "Alte Schmiede" und die offizielle Außenstelle des Naturhistorischen Museums Wien. Hans Reschreiter, einer der Forscher im "Archäologischen Hotspot" Hallstatt, berichtet: "Normalerweise hat die Archäologie mit Objekten aus unvergänglichem Material wie Stein, Keramik, Metall oder Knochen zu tun. Im Hallstätter Salzberg hingegen hat die konservierende Wirkung des Salzes zu einer faszinierenden und weltweit einzigartigen Situation geführt: Geschichte wird lebendig! Alltagsgegenstände aus mehreren Jahrtausenden blieben erhalten: Fellmützen, Lederschuhe, Textilien, Tragsäcke aus Haut und Leder bis hin zu Speiseresten und menschlichen Exkrementen. So lassen sich beinahe alle Arbeitsschritte im Bergwerk vom Brechen des Salzes mit Bronzepickeln bis zur Förderung mit dicken Seilen erschließen."

Eine spannende Reise in prähistorische Zeiten beginnt. Einige Fundstücke weisen auf eine jungsteinzeitliche Besiedlung hin. Eine im Salzberg gefundene Geweihhaue und ein Schuhleistenkeil sind 7000 Jahre alt.

Bronze

In der Bronzezeit ab 1500 v. Chr. findet sich bereits ein voll entwickelter Salzbergbau. Der neue Werkstoff Bronze ersetzte das Steinbeil. Aus großen Tiefen wurde Salz gewonnen, indem es in kleinen Stücken ("Hauklein" genannt) gebrochen wurde. Anschließend wurde es über mehrere hundert Kilometer entfernt vertrieben.

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil besondere Orte der Natur und Kultur in Oberösterreich.

Autor: Josef Leitner

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