Rudis neue Volksküche
Sellerie, Rotkraut, Karotten, aber auch Bananen und Weintrauben: All das landet klein geschnipselt im Wok, wird mit etwas Olivenöl und Salz abgeschmeckt, ein paar Minuten angedünstet und fertig ist das schnelle und gesunde Gericht aus Gemüseresten: "Man braucht eigentlich keine Lebensmittel wegwerfen. Mit ein bisschen Kreativität lässt sich schnell etwas Gutes kochen und auch fast alles verwerten", sagt Brunhilde Nussbaumer.
Am Samstag kochte die Traunerin in ungewohnter Umgebung: Der Gang vor dem Büro von Umweltlandesrat Rudi Anschober auf der Linzer Promenade wurde kurzerhand zum Steh-Restaurant umfunktioniert, das an eine Volksküche erinnerte. Besucher konnten sich mit den einfachen Mahlzeiten stärken oder im Rahmen der "Schnipseldisco" bei den Kochvorbereitungen mithelfen. An der Bar von Hans Würth und Werner Sams wiederum gab es weder Wein noch Bier, sondern Leitungswasser zu verkosten. Zur Wahl stand kühles Nass aus Altenberg, Neuhofen und Linz. Beim Geschmack gab es spürbare Unterschiede, nicht aber in der Qualität. "Wir haben ein hervorragendes Trinkwasser in Oberösterreich, auf dieses Privileg wollen wir mit unserer Bar aufmerksam machen", erklärten die beiden. Es muss also nicht immer teures Mineralwasser aus der Plastikflasche sein.
"Kochtopf statt Mistkübel" lautet das Motto der Kochshows, mit denen Anschober bis in den Herbst quer durchs Land tingelt. "Derzeit landen 40 Prozent unserer Lebensmittel im Müll", sagt der Grün-Politiker, dessen Hauptaugenmerk neben der Energiewende nun auch auf der Ernährungswende liegt. Auch sie hat mit Klimaschutz zu tun, denn der ökologische Fußabdruck der globalisierten Lebensmittelindustrie mit ihren Transportwegen und Fertiggerichten ist ein gewaltiger.
Besser essen
Bereits am Donnerstag präsentierte Anschober in Linz sein Kochbuch "Besser Essen. Wie ‚grüne‘ Küche, Flexetarier & Co mit Genuss die Welt verändern"– eine Ermunterung, selbst den Kochlöffel zu schwingen und sich über den Wert unserer Lebensmittel Gedanken zu machen. Die Publikation umfasst mehr als 100 großteils vegetarische Rezepte. Küchengrößen wie Sarah Wiener, aber auch Prominente wie Ex-Landesrat Josef Stockinger, nunmehr Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, haben Gastbeiträge beigesteuert. Stockingers Lieblingsrezept ist der "Hahn im Topf", bei dem ein zerteiltes Biohendl zwölf Stunden lang in Rotwein mariniert, dann mit Speck angebraten und mit Obstler abgelöscht wird.
Für Anschober zwar eine Versuchung, aber kein Essen für jeden Tag. Denn als Flexetarier greift er nur selten zu Fleisch, und wenn, dann zu höchster Bio-Qualität. "Fleisch darf ruhig etwas kosten, man muss es ja nicht jeden Tag essen. Wenn ein Kilo Faschiertes im Supermarkt nur vier Euro kostet, läuft irgendetwas falsch."
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