"Romeo und Julia ist der größte Liebesmythos"

Romeo + Julia, Tanzstück von Mei Hong Lin, ab Fr, 23. März 2018 im Musiktheater Linz
Romeo + Julia hat am Freitag, 23. März im Linzer Musiktheater Premiere.

"Eigentlich sind wir alle irgendwann Romeo und jeder ist irgendwann Julia",sagt Choreografin Mei Hong Lin im Gespräch mit dem KURIER. William Shakespeare erzählt von einem jungen Liebespaar aus zwei verfeindeten Familien, das heiratet und und am Ende Selbstmord begeht. Dramaturgin Christina Comtesse meint, Mei Hong Lin gehe davon aus, dass die Geschichte von Romeo und Julia der größte Liebesmythos ist. "Wir spiegeln uns und erinnern uns immer wieder an diese Gefühle."

Laut Mei Hong Lin geht es "im Grunde um die unbändige Kraft einer Liebe, die nicht sein darf." Dadurch würden sich vielfältige Facetten menschlicher Gefühle ergeben. Für die Tanzdirektorin ist das Thema "noch nicht erschöpft. Ich mache das Buch von William Shakespeare zu und überlege, was in der Erinnerung bleibt." Sie habe die Geschichte schon einmal bearbeitet. Heute packe sie das Thema konkreter an.

Die Welt der Gefühle

"Ich konzentriere mich auf das Wesentliche, zeige, was in den Menschen vorgeht, statt die Geschichte nachzuerzählen." Wie unter einem Brennglas bringt sie einzelne Szenen aus Shakespeares Romeo und Julia in Form des Tanzstücks Romeo + Julia auf die Bühne. Premiere ist am Freitag, 23. März um 19.30 Uhr im Linzer Musiktheater.

"Dabei", sagt Comtesse, "stellt sich Mei Hong Lin auch die Frage, wie es nach dem Tod der beiden jungen Menschen mit den Familien weiter geht". Insgesamt sei es ein politisches Stück, das versucht, eine Krisensituation zweier verfeindeter Familien aufzulösen. "Wir sind von dem, was hier gesellschaftlich beschrieben wird, nicht weit weg von unserer Situation heute. Ich denke zum Beispiel an Anfeindungen homosexueller Menschen", meint Comtesse. Die Linzer Form dieses Tanzstücks nimmt Grundzüge der Uraufführung in Darmstadt aus dem Jahr 2011 auf. Für die Aufführung in Linz wurde es adaptiert und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Gezeigt wird bei einfachem Bühnenbild im Großen Saal des Musiktheaters eine Bühne voll mit Menschen.

"Ein Paar bleibt durchgehend Romeo und Julia als Symbol der jungen Liebe. Tybalt und Mercutio bleiben ebenfalls", sagt Mei Hong Lin. Alle anderen Tänzer würden die Rollen wechseln und Gefühle sowie daraus resultierende Reaktionen zeigen. Eine Schlüsselszene ist für sie die Hochzeit der beiden Figuren. "Sie spüren eine Zerrissenheit und wissen, wenn sie heiraten, lassen sie alles hinter sich: ihre Freunde, die Familien, das Zuhause."

Diese Spannung werde durch ein kontrastreiches Zusammenspiel von Tanz und Musik gezeigt, die aus der Feder des Schweizer Komponisten Serge Weber stamme. "Es ist ein Soundtrack zum Tanzstück", meint Comtesse.

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