Drogen, Schnaps und Pornos schauen

Seite 5
Wenn das Kind volljährig wird, kann das die eine oder andere existentielle Krise auslösen

von René Freund

Seit Freitag bin ich volljährig. Also natürlich nicht ich, sondern meine Tochter Hannah, aber irgendwie fühle ich mich, als wäre ich derjenige, der nun erwachsen und unabhängig geworden ist. Hannah muss mich jetzt nichts mehr fragen. Sie kann sich kaufen, was sie will, sie kann einen Osteopathiesalon für Hunde eröffnen und schnell noch die Schule schmeißen. Sie kann heiraten, wen sie will, sie kann sich überall tätowieren und bis zum Anschlag piercen lassen, Pornos schauen, mit dem Auto ans Ende der Welt fahren, die russischen Wodkalager leersaufen und bis zum Kreislaufkollaps tschicken. Sie kann sich in Amsterdam Joints reinziehen, alle Bordelle der Welt frequentieren, stundenlang ins Solarium und jahrelang ins Gefängnis gehen.

Das Schönste an all dem: Ich muss keine Entschuldigung mehr schreiben. Ich muss nie wieder eine Entschuldigung schreiben! Das ist einerseits befreiend, andererseits: Was mache ich jetzt aus meinem Leben? Ich frag’ am besten einmal nach, ob ich Cappuccino und ein Stück Geburtstagstorte servieren darf. Das würde meiner Existenz wieder ein wenig Halt verleihen.

Kommentare