Reiter ist der Architekt des Wiederaufbaus von Blau-Weiß Linz

Stefan Reiter vor der Baustelle des neuen Donauparkstadions
Nach der Rettung von Blau-Weiß Linz hat Stefan Reiter die Bundesliga im Visier. Von Gerhard Marschall.

Der Saisonstart ist gründlich misslungen. Zum Auftakt in der Zweiten Liga hat Blau-Weiß Linz bei Aufsteiger Vienna 2:0 verloren. Geschäftsführer Stefan Reiter hat für den konzeptlosen Auftritt kein Verständnis: „Da müssen sich nicht nur die Spieler, auch das Betreuerteam bei der Nase nehmen. Alle miteinander.“ Bei der Heimpremiere gegen die Young Violets war Wiedergutmachung angesagt, was mit einem 4:2 Sieg auch gelungen ist.

Der FC Blau-Weiß wird zu den Titelfavoriten gezählt. „Wir nehmen die Herausforderung an“, sagt Reiter. „Aber die Spieler müssen sie auch annehmen.“ Klar sei das kein Selbstläufer. Aber nach den Plätzen eins und drei in den vergangenen beiden Jahren könne das Ziel nicht Platz zwei lauten.

Bei der SV Ried groß geworden

Reiter ist seit 1993 im Fußballgeschäft. Den Großteil der Zeit, 20 Jahre, hat er als Sportlicher Leiter bei der SV Ried verbracht. Die Verantwortung sei heute bei Weitem größer als früher, sagt der Innviertler. Alles sei komplexer, auch professioneller. Er habe noch erlebt, wie am Wirtshaustisch auf einem Blatt Papier ein Vertrag aufgesetzt worden sei. Das höre sich romantisch an, sei aber auch riskant gewesen. Nach Zwischenstationen in Pasching und Oedt kam Reiter im November 2019 zu den wirtschaftlich schwer gebeutelten Blau-Weißen. Er sei unter einer klaren Bedingung angetreten: „Ich mache es so, wie ich es kann und für richtig halte. Da gibt es keine zweite Meinung.“

"Frauenfußball ist die Zukunft"

Der Erfolg gibt ihm recht, denn es geht bergauf. Die Kompetenzen in der schmal aufgestellten Klubführung sind klar geregelt: Sportdirektor Tino Wawra und Chefcoach Gerald Scheiblehner sind für den sportlichen Part zuständig, Reiter für alles Wirtschaftliche und Organisatorische. Er darf getrost als Architekt des Wiederaufbaus gesehen werden. Mit einem Jahresbudget von rund drei Millionen Euro, dem höchsten in der Geschichte, steht der Klub auf soliden Beinen. Nach dem Meistertitel ’20/’21 samt Aufstiegsverzicht mangels ligatauglicher Spielstätte fiel die Mannschaft zwar auseinander, die folgende Saison wurde jedoch gut genutzt. Der Kader wurde gezielt verstärkt. Einen wichtigen Entwicklungsschritt ortet Reiter im Frauenfußball: „Das ist die Zukunft.“ Im Vorjahr wurde eine Partnerschaft mit dem achtfachen Meister Union Kleinmünchen eingegangen, prompt gelang die Rückkehr in die Bundesliga.

Neues Donauparkstadion

Für die geglückte Konsolidierung von Blau-Weiß steht allem voran das rund 5.400 Zuschauer fassende „Donauparkstadion“, das im Juli 2023 bezogen werden soll. Im Windschatten des Projekts sieht Reiter den Klub stark im Aufwind: „Wir haben hohe Sympathiewerte und eine unheimlich gute Resonanz in der Wirtschaft.“ Damit ist der Geschäftsführer wieder bei den Herren Kickern: „Ein solches Stadion muss man auch sportlich rechtfertigen.“

Plan B

Auch wenn der Aufstieg nicht gelingen sollte, würde der Verein ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga wirtschaftlich überstehen. „Aber dann muss man es ein Jahr später schaffen.“ Als Kleiner im Kreis der Großen dabei zu sein, müsse danach das Ziel sein. „Mehr wird nicht möglich sein, muss es auch nicht.“ Einen Titel hat Reiter bereits in der Tasche: Er ist der am längsten dienende Funktionär in Österreichs Profifußball, gedenkt das auch zu bleiben.

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