Denn beim Stand von 1:0 für die Gäste aus Neukirchen eskaliert das Spiel - allerdings nicht am Spielfeld, sondern vom Spielfeldrand aus. Erst sorgt eine Aktion von Musa Dieng für Aufregung. Der Ebensee-Spieler mit der Nummer 8 schießt in der 88. Minute, kurz nach dem Gegentreffer der Gäste, frustriert einen Ball gegen die Bande. Dafür erhält er - zu Recht - die gelbe Karte.
Aber dann ist plötzlich die Stimme eines Zuschauers, es soll ein bekannter Unternehmer aus der Region sein, lautstark über den ganzen Platz zu hören. "Tats den schwoazen Idioten aussi, der Affe hat da nix verloren", wird der Schiedsrichter später in seinem Bericht vermerken. Ein Tumult ist die Folge, die Spieler seien sehr betroffen gewesen, erinnert sich Ebensee-Obmann Hermann Kendler.
Heimmannschaft verlässt den grünen Rasen
Die Ebenseer mussten ihren Mitspieler beruhigen und trösten, schildert Kendler, ein Weiterspielen war für die Mannschaft undenkbar, deshalb brach der Schiedsrichter das Spiel nach dem verbalen rassistischen Einwurfs von der Seite ab.
Am Tag nach dem Spiel ist Obmann Kendler immer noch fassungslos. "So eine Beschimpfung macht ja auch etwas mit dem jungen Spieler", sagt Kendler, "der Mann ist in Ebensee verheiratet, lebt und arbeitet hier, er ist ein super Typ."
Strafausschuss verhandelt am Donnerstag
Am Donnerstag wird der OÖ Fußballverband entscheiden, wie dieses Spiel gewertet wird - Neukirchen/Altmünster hat ja noch Chancen auf den Aufstieg, die drei Punkte wären sehr hilfreich gewesen. Für Kendler vom ASKÖ Ebensee ist es egal, wie der Verband das Spiel wertet. Für ihn war entscheidend: "Wir mussten ein Zeichen setzen und zeigen, dass so etwas gar nicht geht."
Dass das nicht geht, sagt auch Raphael Koch, Geschäftsführer des Fußballverbandes, ohne die Entscheidung des Strafausschusses vorwegnehmen zu wollen. Und auch Fußballpräsident Gerhard Götschhofer sagt: "Alles, was rassistisch ist, wird von uns nicht toleriert."
Kendler kennt den Mann, dem dieser rassistische Ausspruch zugerechnet wird, persönlich. "Ich war sehr verwundert", gibt Kendler zu und räumt ein, dass sich der Mann auch schon entschuldigen wollte. Das hätten die Ebensee-Spieler in der ersten Emotion nicht angenommen, erinnert sich Kendler.
Wilhelm Laimer, Obmann von Neukirchen/Altmünster, jenem Verein, den der Zuschauer bei diesem Spiel unterstützt haben soll, distanziert sich als Verein von den Aussagen: "Bei uns hat Rassismus keinen Platz. Die Person ist weder ein Funktionär noch Trainer oder Spieler von uns." Für alle Zuschauer bei Auswärtsspielen könne der Verein nicht verantwortlich gemacht werden.
Die Aussage sei "unter Emotionen geschehen", man dürfe auch nicht vergessen, dass der Spieler auf fünf Meter Entfernung den Ball auf die Bande geschossen habe und alle Getränke geflogen seien", ergänzt Laimer: "Da hat sich der Zuschauer zu einer Aussage hinreißen lassen, die ihm leid tut." Gegenüber dem Verein habe der Mann "große Reue gezeigt", man glaube ihm auch, dass das nicht sein Gedankengut darstelle.
Unternehmer bestreitet die Aussage
Der Unternehmer hingegen hat in einer schriftlichen Stellungnahme die Fragen des KURIER, ob er tatsächlich diese Aussagen getätigt hat, versichert: "Nein. Ich war nicht nur Zuschauer in Ebensee sondern bin auch Prämiensponsor beim Askö Ebensee. Nebenbei unterstütze ich in Kenia eine Organisation mit einem eigenen Patenkind namens John Komune. Er bekam gerade ein eigenes Bett von mir und ich unterstütze ihn monatlich mit 30 Euro für eine höhere Schule und ein besseres Leben. Außerdem hab ich in meinem Betrieb mehrere Nicht-Österreicher beschäftigt und bin mit ihnen nicht nur zufrieden, sondern auch befreundet. Schaut für Sie so ein Rassist aus?"
Musa Dieng ist übrigens erst im Jänner wieder von Strobl zum ASKÖ Ebensee zurückgekehrt. Davor war er schon von 2021 bis 2023 für den ASKÖ Ebensee eingelaufen.
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