Radfahren in Oberösterreich: Schon 650 Gefahrenstellen gemeldet

Radfahren in Oberösterreich: Schon 650 Gefahrenstellen gemeldet
Der Verein Mobilität mit Zukunft (VCÖ) sucht Druckstellen im Radverkehr.

„Der Radweg hört einfach bei einer ungeregelten und unübersichtlichen Straßenquerung, die von vielen Schülern frequentiert wird, auf.“ Das hat jemand in Wels in der interaktiven Karte eingetragen, die der VCÖ (Verein Mobilität mit Zukunft) vor knapp zwei Wochen hier bereitgestellt hat, um Gefahrenstellen in ganz Österreich für Radfahrer zu identifizieren.

Der Rücklauf ist enorm. Allein in Oberösterreich wurden mehr als 650 Problemstellen in 116 Gemeinden wurden gemeldet. Wie etwa hier in Gmunden: „Das ist eine der meist gefahrenen Verbindungsstraßen für Radfahrende zwischen den Gemeinden Gmunden und Gschwandt, vor allem, wenn man auf schnellstem Weg zum Baden am Traunsee möchte. Das Ortsgebiet ist auf halbem Weg aus und der Kfz-Verkehr kann 100 km/h fahren und tut dies auch meistens.“

Das kommt häufig vor: Die Angst vor dem Radfahren auf Überlandstraßen, weil der Verkehr, der mit erlauben 100 (oft auch schneller) als Bedrohung erlebt wird.

80 Prozent fahren Rad

80 Prozent der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher haben ein Fahrrad. Rund 300.000 nutzen das Fahrrad täglich oder mehrmals die Woche als Verkehrsmittel, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. 

Weitere 375.000 sind zumindest gelegentlich mit dem Fahrrad mobil. Dazu kommen noch Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. „Das Fahrrad ist ein ideales Verkehrsmittel. Radfahren ist gesund, kostengünstig, platzsparend und umweltfreundlich. Es sind zunehmend mehr mit dem Fahrrad mobil. Umso wichtiger ist es, die Bedingungen zum Radfahren laufend zu verbessern“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.

Problemstellen identifizieren

Deshalb hat die Mobilitätsorganisation auch diese Aktion gerade jetzt vor dem beginnenden Frühling gestartet. „Wir wollen gemeinsam mit der Bevölkerung aufzeigen, wo es Problemstellen für den Radverkehr gibt“, erläutert Christian Gratzer. Diese können bis Ende April in eine Online-Karte auf www.vcoe.at eingetragen werden. Der VCÖ leitet diese gesammelt an die zuständige Gemeinde oder Stadt weiter, versichert Gratzer.

Der VCÖ sieht das nicht vorrangig als Kritik an der aktuellen Situation. „Durch dieses Instrument der Bürgerinnen- und Bürger-Beteiligung erhalten Gemeinden und Städte wertvolle Informationen und können vor Ort prüfen, welche Möglichkeiten der Verbesserung es gibt“, erklärt VCÖ-Expertin Jaschinsky die Beweggründe.

Nutzungskonflikte werden sichtbar

Wie etwa in Freistadt: „Kein Radweg zwischen Freistadt und Walchshof trotz starken Verkehrsaufkommens aufgrund des Zubringers zur S10.“ Wo ein weiteres, großes Problem zur Sprache kommt: „Die Radfahrer fahren am Gehsteig, weil es auf der Straße zu gefährlich ist. Das wird geduldet, ist aber keine Lösung. Auch Kinder sind hier unterwegs, weil in unmittelbarer Nähe einige Schulen sind.“

So kommt es, dass Radfahrer, die selbst mehr Sicherheit suchen, als Gefahr wahrgenommen werden. Rund 20 Einträge betreffen alleine den Bereich der Nibelungenbrücke in Linz. „Die hohe Randsteinkante und die teils hohe Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos machen eine Querung mit dem Rad besonders für Familien mit Kindern äußerst gefährlich.“ 

Streitfall "Nibelungenbrücke"

Die gute Nachricht: Dort wird gerade eine Verbesserung für Radfahrer mit dem neuen Radweg erarbeitet, der zwei Spuren pro Richtung bietet. Dieses Projekt steht aber schon wieder zur Diskussion, weil es im Zuge der vorbereitenden Bauarbeiten zu Verzögerungen im Autoverkehr gekommen ist. Und kritisiert wird auch, dass der Fußgänger- und Radverkehr nicht gänzlich entflochten wird.

Großes Potenzial

Dennoch ist man beim VCÖ auch für das Flächenbundesland Oberösterreich überzeugt: „Das Potenzial für mehr Radverkehr ist sehr groß.“ Denn vier von zehn Autofahrten seien kürzer als fünf Kilometer – laut VCÖ eine ideale Radfahrdistanz: Gemeinden und Städte können durch ihre Verkehrsplanung der Bevölkerung das Radfahren erleichtern.

„Die Erfahrungen zeigen: Gemeinden und Städte, die gute Bedingungen zum Radfahren schaffen, werden von der Bevölkerung mit mehr Radverkehr belohnt. Und das bringt vielfachen Nutzen für Gesundheit, Umwelt und auch für alle, die weiter Autofahren. Denn je mehr aufs Fahrrad umsteigen, umso weniger Staus gibt es auf der Straße“, verdeutlicht Jaschinsky, die auch an Unternehmen appelliert, Anreize etwa mit steuerbegünstigten Leasingrädern zu schaffen, damit mehr Beschäftigte mit dem Rad in die Arbeit fahren.

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