109 Meter urbaner Raum: Dachgleiche beim Quadrill in der Linzer Tabakfabrik
Der Ausblick ist phänomenal, der Wind pfeift hoch oben im Rohbau wild um die Nase: Ganz Linz liegt zu Füßen. 109 Meter ist der Quadrill-Turm in der Linzer Tabakfabrik hoch.
In den vergangenen zwei Jahren konnte man dem imposanten Gebäude beim Wachsen zusehen, alle zwei bis drei Wochen kam ein Stockwerk dazu. Nun ist nach oben hin Schluss, gestern wurde die Dachgleiche gefeiert.
Der Turm ist ein architektonisch markantes Zeichen nahe der Donau, dazu entwickelt wurden aber noch drei weitere Gebäude: Gesamt werden ab Ende 2025 - da sollen alle Bauarbeiten abgeschlossen sein - 3000 m2 für Handel und Gastronomie, 18.000 m2 für Büros und 8400 m2 für Wohnungen (das sind rund 190 Einheiten) zur Verfügung stehen. 190 Millionen Euro werden hier investiert.
Viele Flächen schon vergeben
Sie kamen 2018 als Gewinner aus dem Wettbewerb heraus: Die Tiroler Bodner Gruppe zeichnet gemeinsam mit dem Wiener Architekturbüro Zechner & Zechner für Planung und Umsetzung verantwortlich.
Auf die Frage, welche Flächen denn bereits fix vergeben seien, antwortet der projektverantwortliche Ralph Lagler von der Bodner Gruppe: "Sprechen wir lieber darüber, was noch zu haben ist: Im Turm oben gibt es noch freie Büroflächen, da führen wir aber bereits Verhandlungen."
Sonst sei das neue Quartier in der Tabakfabrik schon sehr gut gebucht. Einzig die Mietwohnungen kämen erst Mitte 2025 auf den Markt, weil es dafür ja keine lange Vorlaufzeit brauche, so Lagler. Zusätzlich zu den Wohnungen sind bis dato das Arcotel fix, das auch das Skyrestaurant mit Rundum-Blick über Linz betreiben wird, ein Fitnessstudio, ein Supermarkt und eine Bank. Rund 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze werden hier in Zukunft möglich sein.
Wer knapp 40.000 Quadratmeter Nutzfläche entwickelt, muss sich auch ausgiebig Gedanken um die Nachhaltigkeit und Mobilität machen: "Hochhäuser sorgen immer für Diskussionen. Aber in diesem Fall gilt: Wo, wenn nicht hier?", fragt der geschäftsführende Linzer Vize-Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ).
Man müsse speziell im urbanen Raum sensibel mit Flächen umgehen und in die Höhe bauen, das sei eine Antwort auf die Bodenversiegelung. "Der Standort für das Quadrill ist ideal", so Prammer.
Das Ziel: Möglichst Auto-frei
Was den Verkehr betrifft, sei es das große Ziel, die Autos aus der Tabakfabrik rauszubringen, sagt Denise Halak. Sie ist die Geschäftsführerin vor Ort und erklärt, wie sich das Areal in den Innenhöfen entwickeln könnte. "Wir werden dazu stark unsere Community einbinden, es soll sehr Grün werden und viel Platz für alle bieten."
Apropos Autos: Rund 700 Tiefgaragen-Plätze werden bei Bauende zur Verfügung stehen, 180 dafür als Kurzparker für die Öffentlichkeit.
Man habe extra ein Mobilitätskonzept vorgelegt, um von jenen 1.250 Plätzen wegzukommen, die eigentlich in der Bauordnung vorgeschrieben wären, so Projektleiter Ralph Lagler: "Stattdessen wird es Radräume mit Duschen geben, in den Gebäuden sollen die Fahrzeiten für die Öffis angezeigt werden und E-Mobilität spielt sowieso eine große Rolle."
Eine Haltestelle der geplanten Linzer Stadtbahn wird in Gehweite erreichbar sein und auch die neue Buslinie 48 wird ab 2025 an einer Gebäudeseite halten.
Die Stadt der kurzen Wege
"Hier macht eine starke, urbane Dichte absolut Sinn", sagt auch Martin Zechner vom gleichnamigen Archiktekturbüro. Und: "Wir setzen auf graue Energie: Die Gebäude sollen möglichst lange stehen und nutzbar sein. Da befinden sich sie hier auf dem Areal in bester Gesellschaft", spielt der Planer auf die seit Jahrzehnten existierenden Gebäude der Linzer Tabakfabrik an. Ziel sei es, alle Bereiche, die bestehenden und die neuen, sinnvoll miteinander zu verbinden: "Es wird eine Stadt der kurzen Wege."
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