"Viele Institutionen haben Angst davor, politische Kunst dieser Art zu zeigen. In Linz ist das anders", sagt Tolokonnikova mit einem Blick zum Direktor der oö. LandeskulturgmbH, Alfred Weidinger.
"Rage", also Wut, lautet der Titel der Ausstellung, zu sehen sind sehr intime, persönliche Einblicke in das Leben und Werk der 34-Jährigen. Etwa die Rekonstruktion ihrer eigenen Gefängniszelle, begehbar. Darin befinden sich Originaldokumente, wie ihr Statement zum Hungerstreik oder Fotos ihrer Tochter. Zwei Jahre verbrachte Tolokonnikova in russischen Gefängnissen und Straflagern. Als die Künstlerin die nachgebaute Zelle in Linz zum ersten Mal sah, war ihr Kommentar: Viel zu luxuriös.
Gleich gegenüber wurde eine Wand mit Bildschirmen installiert. Zu sehen: Musikvideos und Performances des aktivistisch-feministischen Gruppe Pussy Riot, deren Gründungsmitglied Nadya Tolokonniva ist. Was kritische, provokante Kunstaktionen in Russland auslösen können, nämlich Gefängnis, ist im direkten Vergleich absurd.
Im Stiegenhaus hängt die Installation "Damoklesschwert", zum einen eine Anlehnung an jene Messer, die sich Inhaftierte in Gefängnissen aus Alltagsgegenständen zur Selbstverteidung basteln. Zum anderen eine Erinnerung an alle Kunstschaffenden, Aktivistinnen und Aktivisten in Russland, die permanent mit der Verfolgung durch die russische Justiz rechnen müssen - das drohende Damoklesschwert also.
Vor dem Offenen Kulturhaus steht eine kleine Kapelle. Dort wurden im Innenraum drei Skulpturen inszeniert. Die Künstlerin hat drei gebrauchte Sexpuppen gekauft, bearbeitet und somit als Spielzeug für Männer zweckentfremdet. So werden die Puppen zum Symbol weiblichen Widerstands und erinnern gleichzeitig an die wohl bekannteste Pussy Riot-Aktion "Punk Prayer" in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, die schließlich auch zur Verhaftung Tolokonnikovas führte.
Träumt große Träume!
Über ihre Intention, warum sie Kunst als Ausdrucksmittel wählt, sagt sie: "Meine Kunst ist immer politisch, ich kann gar nicht anders agieren. Es hat fast etwas Religiöses, aber natürlich hoffe ich, dass ich damit viele Menschen, junge Mädchen, die queere Community erreichen und ihnen Mut machen kann: Alles, was wir tun, hat Auswirkungen."
Prinzipiell wolle sie allen jungen Menschen sagen: "Träumt große Träume und findet euren eigenen Weg!".
Auf die aktuellen politischen Krisenherde und die anstehenden Wahlen in Amerika angesprochen, sagt die Exil-Russin: "Wir planen tatsächlich eine Aktion zu Trump. Aber wenn ich jetzt zu viel verrate, findet die Aktion nicht statt."
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