Prozess um regen Drogenhandel im Knast

Ein Urteil wird am Donnerstag erwartet.
Zwei Justizwachebeamte und sechs Häftlinge sind angeklagt. Eine Ex-Beamtin konsumierte selbst Drogen.

Nach einem offenbar schwunghaften Handel mit Drogen und Handys in der oö. Justizanstalt Garsten (Bezirk Steyr-Land) haben sich am Mittwoch neun Angeklagte vor dem Landesgericht Steyr verantworten müssen. Auf der Anklagebank sitzen zwei Justizwachebeamte, sechs Häftlinge und ein mutmaßlicher Dealer. Die Anklage in dem Prozess lautet auf Amtsmissbrauch, teils als Beitragstäter, und Suchtgifthandel, teilweise unter Ausnützung einer Amtsstellung. Einer - mittlerweile ehemaligen - Justizwachebeamtin und ihrem suspendierten Kollegen wird vorgeworfen, sie hätten Mobiltelefone sowie verschiedene Drogen - Cannabis, Ecstasy, Chrystal Meth - ins Gefängnis geschmuggelt und dort an mitangeklagte Häftlinge übergeben. Sie sollen laut Anklage unabhängig voneinander gehandelt haben.

Gute Preise im Gefängnis

Eine Justizanstalt sei ein "geschlossenes System mit eigenen Regeln", sagte Staatsanwalt Wilfried Kondert. "Marktwirtschaftlich gesehen" könne man mit Drogen und Handys viel verdienen. "Ein Gramm Cannabis kostet auf der Straße zehn Euro, in der Justizanstalt kann man 50 bis 80 Euro verlangen." Auch wenn die Angeklagten weitgehend leugnen würden, so gebe es doch umfangreiche Beweisergebnisse - u.a. aus Telefonüberwachungen, Hausdurchsuchungen oder von verdeckten Ermittlern.

Beamtin konsumierte selbst Drogen

Die beiden Justizwachebeamten haben im Ermittlungsverfahren alle Vorwürfe geleugnet. Der Mann nannte die Vorwürfe gegen ihn "Schwachsinn". Er könne sich nur vorstellen, dass sich der Häftling, der ihn belastet, rächen wolle, weil er ihn einmal als "Ratz'" (Ratte, Anm.) beschimpft habe. In einer Zigarettenpackung, die der Beamte dem Häftling gegeben und in der sich Cannabisharz befunden haben soll, seien lediglich zerbrochene Hustenbonbons gewesen.

Die Frau änderte im Prozess allerdings ihre bisherige Verantwortung: Sie gab zu, einem Gefangenen acht bis zehn Handys und 180 bis 200 Gramm Cannabis gebracht zu haben. "Aus Blödheit und Blindheit" und, weil sie sich in den Häftling verliebt hatte. Als er immer mehr - u.a. Heroin - verlangt und sie erpresst und terrorisiert habe, habe sie den Kontakt schließlich abgebrochen. Und sie räumte ein, selbst Drogen konsumiert zu haben.

"Drogenhandel aus Liebe"

Unter den weiteren Angeklagten ist noch der Cousin der Ex-Justizwachebeamtin, der in den Drogenhandel involviert gewesen sein soll. Er will seine Cousine aber nur zum Drogenkauf nach Wien chauffiert haben, mehr aber nicht. Die übrigen sechs Beschuldigten sind Häftlinge: einer wurde bereits bedingt entlassen, die übrigen sitzen teils wegen schwerer Delikte langjährige Strafen ab, zwei sogar wegen Mordes. Bis auf einen bekannten sich alle nicht schuldig. Bei dem einzigen Geständigen handelt es sich um jenen Häftling, in den die Wachebeamtin verliebt gewesen sein will. Er behauptet allerdings das Gegenteil: Er sei in sie verliebt gewesen und habe sie unterstützen wollen. Als er gemerkt habe, dass ihre Gefühle nicht echt seien, habe er den "Drogenhandel aus Liebe" beendet, so sein Verteidiger.

Am Mittwoch standen die Einvernahmen der Beschuldigten - getrennt voneinander - und eines Zeugen am Programm. Am Donnerstag sind die Aussagen weiterer Zeugen geplant, dann soll der Schöffensenat unter dem Vorsitzenden Wolf-Dieter Graf ein Urteil sprechen.

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