Prozess gegen Bandido: SS-Rune im Gesicht, "Mein Kampf" im Regal

Symbolbild: Die Farben der Bandidos sind Rot und Gold. Auf ihren Kutten tragen sie Aufnäher mit einem mexikanischen Banditen
Er galt als Chef des Bandido-Chapters Thun und als Verdächtiger um einen riesigen Waffenfund in Österreich. Nun steht er in Wels vor Gericht.

Schnelle Motorräder, Kampfhunde und Rocker-Kutten mit eindeutigen Aufnähern: So präsentiert sich jener 40-Jährige gerne auf Facebook, der vergangenen Sommer zum Kreis der Verdächtigen zählte, die die Polizei bei einem großen Schlag gegen die Nazi-Rocker-Szene in Ober- und Niederösterreich aushob.

Bei 13 Hausdurchsuchungen wurden Waffen im Wert von 1,5 Millionen Euro sichergestellt. Dazu etliche Nazidevotionalien und der Verdacht, dass in Österreich ein Rockerkrieg unmittelbar bevorstehen könnte. Denn der Rockerclub Bandidos wollte offenbar expandieren, und suchte deswegen die Nähe zur rechtsextremen Szene, in Form einstiger zentraler Akteure des mittlerweile verbotenen neonazistischen Vereins Objekt 21.

Mittagsmenü mit "Odin-Teller"

Am Mittwoch steht mit dem 40-Jährigen nun der erste "echte" Bandido wegen Vergehen nach dem Waffen- und Verbotsgesetz in Wels vor Gericht. Zwei einschlägige Vorstrafen bringt der Mann, der zuletzt ein Gasthaus in Oberösterreich betrieb, in dem zu Mittag gerne ein "Odin-Teller" gereicht wurde, mit.

Eine stammt aus der Schweiz, wo der Oberösterreicher der präsumtive Chef der „Bandidos“ des Chapters Thun war, wie auch die Plattform "Stoppt die Rechten" berichtet. Mit dem Aufbau des Chapters Thun hätte er also wohl beste Voraussetzungen mitgebracht, ähnliches in Österreich in die Wege zu leiten.

Achtjähriger Landesverweis

2019 nahm die Rocker-Karriere des 40-Jährigen im Nachbarland allerdings ein abruptes Ende. Bei einer wüsten Prügelei zwischen den Rockern von Bandidos, Hells Angels und Broncos soll der 40-Jährige mit einem versteiften Elektrokabel und einem Schlagring mehrfach auf den Kopf eines Kontrahenten eingeschlagen haben. Ein anderer Rocker stach dem Verletzten mit einem Messer in den Rücken.

Von der Schweizer Justiz setzte es dafür 42 Monate Haft und einen achtjährigen Landesverweis für den Oberösterreicher. In Österreich befand sich der 40-Jährige, als er vergangenes Jahr im Dunstfeld der Rocker-Nazi auftauchte, hingegen zu keinem Zeitpunkt in Untersuchungshaft.

Prozess gegen Bandido: SS-Rune im Gesicht, "Mein Kampf" im Regal

Hakenkreuze, SS-Runen, Mein Kampf

Laut Anklageschrift dreht sich kommende Woche in Wels vieles vor allem um Vergehen nach dem Verbotsgesetz. Es geht um versendete Bilder von Hakenkreuzen, SS-Runen und weitere einschlägiger Nazi-Symbole, die in Gruppen geteilt wurden, von denen der Mann als Administrator fungierte.

Zudem wurde bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des 40-Jährigen offen und für jeden ersichtlich Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" in einem Regal gefunden. Ebenso eine Pistole und ein nach dem Waffengesetz verbotener Schlagring.

Rückschlüsse auf seine Gewaltbereitschaft lässt übrigens auch die Rocker-Kutte des Mannes erahnen, die er auf Facebook präsentiert. Darauf findet sich der Aufnäher "Expect no mercy" (Erwarte keine Gnade, Anm.). Laut Szenekennern, eine Art Auszeichnung, die nur jene Rocker erhalten, die eine besonders schwere Gewalttat begangen haben.

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