Proteste gegen rechte Burschen

Proteste gegen rechte Burschen
Eine Hundertschaft der Polizei stand gestern bei den Demos gegen den Burschenbundball in Alarmbereitschaft.

Mit einem Großaufgebot von mehr als 100 Einsatzkräften war die Linzer Polizei am Samstagabend für die geplanten Protestaktionen im Zusammenhang mit dem Burschenbundball im Palais Kaufmännischer Verein gut gerüstet.

Der Organisator des Balls, der Linzer EU-Abgeordnete Franz Obermayr (FPÖ), hatte im Vorfeld mit provokanten Wortspenden viel Öl ins Feuer gegossen. Sein Pogrom-Vergleich nach den Demonstrationen gegen den WKR-Ball in Wien empörte bundesweit. Teilnehmer von antifaschistischen Kundgebungen diffamierte Obermayr auch pauschal als gewaltbereiten „Mob der Straße“. Kirchliche, politische und Menschenrechtsorganisationen kritisierten heftig.

Aufmarsch

Die Linzer Traditionsveranstaltung gilt nach dem WKR-Ball als eine der größten Zusammenkünfte der deutsch-völkischen Männerbünde in Österreich. Akademische Burschenschaften, Landsmannschaften und pennale Verbindungen nehmen daran teil. Am Tag vor dem Ball wurden einige ursprünglich akkreditierte Medien – darunter der KURIER – vom Ballausschuss wieder ausgeladen. Wegen „unausgewogener Berichterstattung“, wie es hieß.

Der „Linzer Arbeitskreis gegen das Korporationsunwesen“ rief zu einem Protestmarsch auf, zu dem gestern laut Polizei 200 und laut Veranstalter bis zu 1000 Leute kamen. Er wurde um 18 Uhr am Hauptplatz gestartet und führte bis zum Schillerplatz, wo ab 20 Uhr ein Fest der Vielfalt stattfand.

Die Innenstadt-Bevölkerung musste wegen der Sicherheitsvorkehrungen erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Die Exekutive riegelte Straßen ab und verhängte Platzverbote. Zwischen 19 und 21 Uhr durfte die Tramway nicht fahren, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

Die Demos verliefen lautstark, aber friedlich. Im Kreuzfeuer der antifaschistischen Kritik standen neben den Burschenschaftern auch Landeshauptmann Josef Pühringer und der Vizerektor der Linzer Johannes-Kepler-Universität, Friedrich Roithmayr, die den Ehrenschutz für den Ball übernahmen und auch daran teilnahmen.

„Ich setze mit meinem Kommen nur eine Tradition fort, die schon meine Vorgänger als Landeshauptleute gepflegt haben“, erklärte Pühringer. Mit dieser Tradition wolle er nicht einfach brechen. Sollte es bei der Veranstaltung jedoch zu Rechtstümeleien kommen, werde er im nächsten Jahr nicht mehr hingehen. Auch das Rektorat der Kepler Uni verwies darauf, dass es in der Vergangenheit nie Anlass zu Beanstandungen wegen inakzeptabler Äußerungen gegeben habe. „Sollte der Ball aber missbraucht werden, nehmen wir nicht mehr teil.“

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