Leichtathlethik-Präsident: Stadion und Weltklasse-Meeting fehlen

Ein Mann steht auf einer roten Laufbahn und hält einen Hürdenrahmen.
Der neue Verbandspräsident Roland Werthner hat einiges vor und viele Ideen. Von Gerhard Marschall.

Weil er Ruhe, Kompetenz, Freude und Motivation einbringe, sei er wohl mit der neuen Funktion betraut worden, vermutet Roland Werthner. Und vor allem, weil er als Obmann die TGW Zehnkampf-Union zu Österreichs bestem Verein gemacht habe.

Der 64-jährige Linzer wurde soeben zum Präsidenten des OÖ. Leichtathletikverbandes gewählt. Mit 361 zu 101 Stimmen setzte er sich gegen Andrea Mühlbach (56) durch. Um die Nachfolge von Günther Weidlinger (44), der sich ganz auf den Linz-Marathon konzentrieren möchte, war erbittert gekämpft worden. Jetzt soll Einigkeit herrschen, wird allseits versichert.

Bruder Georg war erfolgreicher

Schon Vater Werthner war als Speerwerfer aktiv gewesen und vermittelte den Kindern die Liebe zur Leichtathletik. „Er dürfte das sehr gut gemacht haben“, sagt Sohn Roland. Obwohl ihm nachgesagt worden sei, das größere Talent zu sein, habe es nicht er, sondern sein älterer Bruder Georg als Zehnkämpfer zu olympischen Ehren gebracht – und das gleich vier Mal. „Er war sehr konsequent, ich nicht so sehr.“

Dafür zeugt Roland Werthners Lebenslauf von beachtlicher Umtriebigkeit und breit gefächerter Kompetenz. So baute er das Leistungssportgymnasium Salzburg auf, war Kabinettschef im Staatssekretariat für Sport, Nationaltrainer für Zehnkampf, Hoch- und Weitsprung, in der Bundessportakademie für Trainerausbildung zuständig, lehrte an der Universität Wien Trainingswissenschaften.

Motorikparks

Obendrein hat er das Konzept der Motorikparks entwickelt, von denen es mittlerweile europaweit an die 50 gibt. Dem allen war ein Studium in Sportwissenschaften vorausgegangen. Das Dissertationsthema „Talentsicherung im Sport“ treibt Werthner bis heute an. Im Sinne einer langfristigen Perspektive sollte Österreichs Nachwuchs zumindest in Europa führend dabei sein, sagt Werthner: „Man merkt aber, dass das niemanden interessiert.“

Kaum Fördernachwuchskonzepte

Das Problem liege in den Strukturen. Die Fachverbände hätte kaum Nachwuchsförderkonzepte, ihnen seien die Absicherung des aktuellen Spitzensports und die Verbandsverwaltung wichtiger als strategische Planung und Investitionen in die Zukunft. Folge: Bei den Vereinen, von denen die Nachwuchsarbeit überwiegend geleistet werde, komme zu wenig Geld aus der Sportförderung des Bundes an.

Ehrenamt und Begeisterung seien zwar wichtige Säulen, langfristige und spitzensportorientierte Ausbildung der talentiertesten Kinder und Jugendlichen könne allerdings auf dieser Basis nicht funktionieren.

Weltklasse-Meeting fehlt

Im Landesverband möchte der neue Präsident einen Aufschwung auslösen. Seine Vorstellungen hat er in einem 21-Punkte-Programm zusammengefasst, der Ideenbogen ist weit gespannt: Die Kommunikation nach innen wie nach außen soll verbessert, der Verwaltungsaufwand im Verband und für die Vereine reduziert werden. Engagierte Vereinstrainer sollen fachlich und finanziell unterstützt, vereinsübergreifende Strategien zur Talentrekrutierung entwickelt werden.

Leichtathletik-Stadion fehlt ebenfalls

Längerfristig soll ein Weltklassemeeting aufgebaut werden. Dazu sollte Oberösterreich wieder das bundesweit beste Leichtathletik-Stadion bekommen. Nach dem Abriss des Linzer Gugl-Ovals habe die Politik attraktiven, international wettkampftauglichen Ersatz zugesagt. Dieses Versprechen müsse eingefordert werden.

Werthners Konzept, auf den Punkt gebracht: „Leichtathletik ist olympische Sportart Nummer eins, dementsprechend muss man auftreten.“

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