Postler: "Ich war mir sicher, die bringt mich um"
Ich war mir sicher, die bringt mich um", sagt Reinhold Altmüller Freitagnachmittag im AKh Linz. Nach einer Nacht auf der Intensivstation konnte der Postzusteller in ein Zwei-Bett-Zimmer auf der Unfallabteilung verlegt werden.
Dort versucht er nun, den traumatischen Messerangriff, der ihn am Donnerstag in Eidenberg im Mühlviertel fast das Leben gekostet hätte, mental zu verarbeiten. Sein Grübeln über ein mögliches Tatmotiv blieb bisher erfolglos. "Ich weiß nicht, warum sie das getan hat. Seit rund acht Jahren bring’ ich ihr die Post und es hat nie Probleme gegeben." Zwei Verbände zieren nun seinen Körper. "Die Wunden sind schon allein sehr schmerzhaft – jetzt ist aber noch eine Lungenentzündung dazu gekommen."
Mit letzter Kraft
Altmüller erzählt, dass er am Donnerstag, kurz nach 13 Uhr, mit seinem Dienstauto zum Haus der Verdächtigen gefahren war. Die 43-Jährige sei ihm entgegen gekommen. "Ich hab’ gesagt ,Hallo Bettina’ und sie ,Grüß dich, Postler’." Gleich darauf habe sie wortlos die Wagentür geöffnet. Altmüller drehte sich um und spürte, dass ihm plötzlich etwas Warmes den Hals hinabläuft. "Dann hat sie mir in den Rücken gestochen." Während der Arm der Frau noch drinnen war, versuchte er verzweifelt, die Tür zu schließen.
Mit letzter Kraft gelang es ihm, die Frau rauszudrängen, abzuriegeln und das Seitenfenster hochzufahren. "Sie hat noch zwei Mal auf den Außenspiegel gestochen." Schwer geschockt sei er mit dem Auto zu einem Bauernhaus geflüchtet, dessen Bewohner sofort Notarzt und Polizei alarmierten. "Ich war blutüberströmt – das Postlerhemd, die Jacke und die Hose waren rot gefärbt."
Geschlossene Abteilung
Der 42-Jährige hatte allerdings Glück, dass die 15 cm lange Klinge seine Halsschlagader verfehlte, auch innere Organe oder Knochen wurden nicht getroffen. "Sie hat nur ins Gewebe gestochen." Seine 76-jährige Mutter erlitt einen Schock, als sie vom Angriff erfuhr: "Sie ist völlig fertig."
Die Attentäterin wurde verhaftet und noch in der Nacht in die geschlossene Abteilung der Landesnervenklinik Linz eingeliefert. Warum sie Amok lief, ist unklar.
In Eidenberg war der blutige Vorfall auch am Freitag Tagesgespräch. Christina Buchberger, die nur 200 Meter von der Verdächtigen entfernt wohnt, ist entsetzt: "Nicht auszudenken, wenn ich mit meinen zwei kleinen Kindern gerade dort vorbeigegangen wäre. Wahrscheinlich hätte sie auch uns attackiert."
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