Polizisten retteten Turmfalken in Kremsmünster
2013 ist bisher kein gutes Jahr für Turmfalken. Der lange Winter, eine Vielzahl von Parasiten und verlorene Brutplätze in Städten setzen den Greifvögeln schwer zu. Zum Glück gibt es aber beherzte Retter und Tierschützer, die ein Auge auf die gefiederten Tiere haben: In den vergangenen Tagen wurden mehrere Turmfalken vor dem sicheren Tod gerettet. Der jüngste Fall ereignete sich Montagabend in Kremsmünster (OÖ): Ein beherzter Autofahrer verständigte die Polizei, nachdem er einen offensichtlich verletzten Falken am Fahrbahnrand der Voralpen-Bundesstraße (B 122) sitzen sah.
Die Gruppeninspektoren Josef Grugl und Gerhard Hütmeyer der Polizeiinspektion Kremsmünster fingen den sichtlich benommenen und am Schnabel verletzten Falken mit einer großen Schachtel ein, verfrachteten ihn ins Polizeiauto und brachten den Greifvogel zu einem Falkner in der Nachbarortschaft, wo er jetzt wieder aufgepäppelt wird. Der Turmfalke dürfte entweder gegen ein Fahrzeug oder gegen die Lärmschutzwand geprallt sein.
Befreiung aus gläsernem Gefängnis
In Wien mussten am Sonntag zwei „verunglückte“ Turmfalken aus einem gläsernen Gefängnis befreit werden. Die Tiere steckten in luftiger Höhe hinter dem Glasverbau eines Balkons fest. Ein aufmerksamer Nachbar entdeckte die beiden Vögel, die sich in einer Dachgeschoßwohnung in der Salvatorgasse zwischen der Glasbrüstung und der Balkontüre verfangen hatten.
Wenige Tage zuvor waren im Rahmen des Turmfalken-Projekts-Wien - ein Forschungsprojekt des Naturhistorischen Museums Wien gemeinsam mit der Universität Wien - an der Fassade des NHM auf der Bellaria-Seite zwei Turmfalken-Jungen aus einem von Krähen gebauten Nest geborgen worden, um sie wissenschaftlich zu untersuchen.
In dem Nest an der Ringstraße fanden sich drei Falkenjunge, eines war allerdings bereits an Unterernährung gestorben. Die beiden lebenden sind etwa zwei Wochen alt, leiden auch unter der schlechten Ernährungssituation und teilen ihr Nest mit einer Vielzahl an Parasiten - ein Spiegelbild dafür, dass sich die Vögel heuer in der Stadt schwertun.
Gründe dafür gibt es mehrere. Einerseits war der Winter lang und schneereich. Andererseits nisten Turmfalken auch gerne in Lüftungslöchern unter Dächern, wie sie die alte Wiener Bausubstanz bietet. Aufgrund der vielen Dachbodenausbauten gibt es davon aber immer weniger. "Die Vögel haben allein heuer sieben Brutplätze verloren, wahrscheinlich werden es noch mehr", erklärt der Zoologe Tomislav Gaspar.
Anpassungsfähig
Die Wissenschafter wollen im Zuge ihrer Feldforschung herausfinden, warum die Stadt für die Tiere so attraktiv ist und wie sich ihre Lebensweise im urbanen Raum verändert. Gaspar: "Wir schauen uns an, was die Kriterien dafür sind, warum ein Wildtier in Wien Fuß fasst". Während der Brutsaison im Sommer versuchen sie daher, so viele Jungvögel wie möglich zu untersuchen und zu beringen.
Am Land fressen Turmfalken großteils kleine Säugetiere, in der Stadt ernähren sie sich vorwiegend von Insekten und anderen Vögeln wie etwa Tauben. Der Turmfalke kann sich scheinbar sehr rasch an neue Gegebenheiten anpassen - das gibt Tierschützern Hoffnung, dass sich die Population in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen kann.
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