Pkw-großer Fels donnerte durchs Haus

Einsatzkräfte vor dem beschädigten Haus.
Tonnenschwerer Brocken zertrümmerte Gebäude / Bewohner hatten Glück.

Mit einem lauten Kracher zertrümmerte in der Nacht zum Dienstag ein zehn Tonnen schwerer Felsen ein von Saisonarbeitskräften bewohntes Mehrparteienhaus in Obertraun im oö. Salzkammergut. Der Gesteinsbrocken durchschlug das Dach und zwei Schlafräume und kam auf der Terrasse zu liegen. Sieben Erwachsene und ein Baby überstanden den Einschlag nahezu unverletzt. Eine 38-Jährige erlitt eine leichte Schulterverletzung, die anderen zitterten am ganzen Leib, blieben aber unversehrt.

„Das gesamte Haus hat gebebt“, erzählt Untermieterin Josipa Palnec, die besonderes Glück hatte. Die 29-jährige Köchin wollte sich zum Unglückszeitpunkt im 1. Stock schlafen legen, entschloss sich aber, in der Küche noch eine Zigarette zu rauchen. Das rettete ihr Leben. „Mein Zimmer ist nicht mehr da, alles ist zerstört“, betont Palnec. Dass ihre persönlichen Sachen vernichtet wurden, sei angesichts des Schadensausmaßes nicht tragisch: „Wichtig ist nur, dass ich gesund bin.“

Pkw-großer Fels donnerte durchs Haus
Felssturz in Obertraun, Bewohner Josipa Palnec, Edi Vinco, OÖ
Das sieht auch Edi Vinco, er arbeitet als Hausmeister im Resort Hotel Obertraun, ähnlich. Sein Zimmer lag neben dem von Palnec. „Ich hab’ geschlafen – der Felsen ist nur circa einen halben Meter neben meinem Kopf eingeschlagen“, sagt der 31-Jährige. Einige Bewohner hätten in Panik geschrien, Staub und Dreck habe sich überall verteilt.
„Wir sind aus dem Fenster geflüchtet“, erzählen Jelena und Dragan Scobic. Ihr Auto, das vor dem Haus geparkt ist, wurde ebenfalls zerstört. Am Dienstagvormittag fragte das Paar am Gemeindeamt nach, ob es zurückgelassene Dokumente aus den beschädigten Wohnräumen holen könne. Ergebnis: Es durfte nicht.

Betretungsverbot

Bürgermeister Egon Höll erklärte warum: „Wir haben vorerst ein behördliches Betretungsverbot ausgesprochen.“ Die genaue Gefährdungslage sei noch unklar. Geologen des Landes und Experten der Lawinen- und Wildbachverbauung müssten erst noch die 20 Meter hohe Kalksteinwand, aus der sich der Fels gelöst hatte, akribisch unter die Lupe nehmen. Höll: „Das Gebäude selbst muss außerdem von einem Statiker geprüft werden.“

Am Nachmittag gab es für die Untermieter, die meist nur die Kleider, die sie am Leib trugen, mitnahmen, dann doch noch die Möglichkeit, wichtige persönliche Sachen, Dokumente und Medikamente schnell aus dem Haus zu holen. Sie standen dabei unter Aufsicht der Feuerwehr und mussten Schutzhelme tragen. Im Anschluss ist das Areal großräumig abgesperrt worden. Es wurden auch Schutzwände aus Beton aufgestellt. Für die Mieter konnten Ausweichquartiere organisiert werden.

15 Kubikmeter

Michael Schiffer von der Wildbachverbauung versucht den Unfallhergang zu beschreiben: „Ein Felsturm hat sich gelöst und ist als Blocksturz auf das rund 400 Jahre alte Haus gefallen. Das daneben stehende Gebäude hat ebenfalls kleinere Brocken abbekommen.“ Insgesamt seien rund 15 Kubikmeter herabgestürzt. Er verweist darauf, dass aus der Vergangenheit kein Ereignis diesen Ausmaßes bekannt sei. Der Verwitterungsprozess sei verdeckt passiert.

Pkw-großer Fels donnerte durchs Haus
Felssturz Felsen Obertraun Oberösterreich Haus zehn Tonnen schwerer Fels
Mario Kroißmayr, Besitzer der beiden Häuser, sieht das Unglück mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Wenn man sich das ältere Haus anschaut, kann einem schlecht werden – es ist so ziemlich alles kaputt. Ich bin aber heilfroh, dass den Untermietern nicht mehr passiert ist. Sachschaden kann man ersetzen, Menschen nicht.“tern nicht mehr passiert ist. Sachschaden kann man ersetzen, Menschen nicht.“

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