Parlamentsluster erstrahlen in neuem Glanz

Parlamentsluster erstrahlen  in neuem Glanz
Die Firma Kny Designrestauriert die mehr als 400 Parlamentsluster. Sie stellt auch Luxusluster in enormer Größte her.

In einer Halle in Ramingdorf, jenseits der Enns und in Blicknähe zu Steyr, lagert ein besonderer Schatz. In Baumwolltüchern eingehüllt und in Kisten verpackt, vor Beschädigung und Verschmutzung geschützt, warten die Luster aus dem Parlamentsgebäude auf ihre fachgerechte Restaurierung. Der Auftrag dazu ging an die Firma Kny Design, die auf dem ehemaligen Lagerhaus-Areal ihren Sitz hat.

Familienbetrieb

„Dieser Auftrag ist eine Referenz und eine wunderbare Aufgabe“, sagt Harald Kny. Er führt in dritter Generation den Familienbetrieb, der auf Lösungen im Bereich Licht-Design spezialisiert ist und den Bogen zwischen Tradition und Innovation spannt. Der Ursprung des Unternehmens reicht sogar noch viel weiter zurück. Bruno Kny leitete seinerzeit im Sudentenland die damals größte Lusterfirma der österreichisch-ungarischen Monarchie. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete er nach Österreich, arbeitete in der Branche und gründete 1956 zusammen mit Sohn Gerold den Betrieb in Ramingdorf.


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Der Parlamentsauftrag ist allerdings nicht nur ehrenvoll, sondern auch überaus komplex, aufwendig und herausfordernd. Erst musste im Zuge der Ausschreibung ein umfassendes Reinigungskonzept vorgelegt werden, das von Experten begutachtet und genehmigt wurde. Sodann wurden die Luster bei der Demontage im Frühjahr 2018 Stück für Stück nach Typ, Materialien und Zustand dokumentiert sowie doppelt – einmal nach bisherigem und einmal nach künftigem Ort – durchnummeriert. Nicht alle werden am Ende an ihrem angestammten Platz hängen. Die Montage der Leuchten wird erst in der Endphase der Generalsanierung des Hauses erfolgen. Bis dahin bleiben sie – gut verpackt und wohlbehütet – in Ramingdorf. 357 Exemplare lagern bereits hier, an die 100 sind noch vor Ort. Dazu kommen die Lüftungsgitter, zweiter Teil des Auftrags.


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Die eigentliche Restaurierung ist ein langwieriger, aus mehreren Schritten bestehender Prozess. Zuerst werden Leuchten mittels Druckluft, feinhaarigen Pinseln und Mikrofasertuch entstaubt, anschließend erfolgt die Feuchtreinigung. Jeder Arbeitsgang ist mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt und penibel beschrieben. „Es ist spannend, an Hand der Leuchten eine historische Zeitreise zu unternehmen“, sagt Harald Kny. Ein spezieller Reiz liege darin, den Plänen von Theophil Hansen, des Architekten des Parlamentsgebäudes, nachzuspüren. Hansen habe das Ringstraßengebäude im Ganzen wie bis in kleinste Details genial geplant. Das werde bei der Beschäftigung mit den Lustern erlebbar. Jedoch sei bei weitem nicht mehr alles original. Im Laufe von mehr als einem Jahrhundert wurde vieles verändert, hinzugefügt, nachgebaut, dem technischen Standard und den Erfordernissen der jeweiligen Zeit angepasst.


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So wurde die ursprüngliche Vergoldung im Zuge bisheriger Restaurierungen oft durch Messingbronze ersetzt. Das wird zum Teil so belassen, weil mittlerweile ebenfalls historisch, muss zum Teil aber auch korrigiert werden. Die Elektrotechnik etwa, die nachträglich und in Etappen installiert wurde, aber längst nicht mehr heutigen gesetzlichen Vorschriften entspricht und teils in desolatem Zustand ist. Das hat sich erst im Zuge der Restaurierung herausgestellt, weshalb der Auftrag um diese Arbeiten ergänzt werden musste.


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Ein guter Teil der knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mit dem Parlamentsauftrag beschäftigt, jedoch nicht alle. Ein Rundgang durch den Betrieb macht deutlich, auf welch weitem und vielfältigem Terrain die Firma agiert. Die Bandbreite ist groß: von VIP-Zonen in Flughäfen über Hotels und Restaurants, öffentliche Gebäude, privaten Villen und Yachten, bis hin zu Exklusivläden, Dior in München etwa. Oder: Drei Schiffe der Reederei Wurm & Noé in Regensburg wurden mit bis zu 150.000 Swarovski-Kristallen ausgestattet und schippern glitzernd die Donau auf und ab. Handwerklich ausgereift, individuell, exquisit – so lässt sich die Produktpalette umschreiben. Der Markt reicht weit über Europa hinaus. Vor allem in Indien, Russland, im Mittleren Osten und neuerdings China wird Glanz & Glitzer aus Ramingdorf geschätzt.

Luster um 1,2 Mio. €

Die größten bisher ausgelieferten Objekte hängen im Oman. Der Luster in der Sultan Qaboos Moschee in Sohar, der Hauptmoschee des Landes, hat einen Durchmesser von 7,5 Metern, ist knapp 13 Meter hoch und wiegt 11 Tonnen. Kosten 1,2 Millionen €. Ein anderer in der Moschee in Nizwa ist nur geringfügig kleiner. Ein Jahr Arbeit – von der Planung bis zur Montage – stecke in einem solchen Riesending, erklärt der Firmenchef. Die Stärke des Unternehmens liegt laut Inhaber und Geschäftsführer Harald Kny in der Kombination aus Erfahrung, Kompetenz im Glas- und Metallbau wie im Licht-Design sowie in der technischen Ausstattung des Betriebs, die ständig nachgerüstet werde. Und alles zusammen fließt in die Sanierung der Parlamentsluster ein.

Autor: Gerhard Marschall

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